21/02/2025 0 Kommentare
„80 Prozent aller Konflikte entstehen aus Missverständnissen“: Tagung für Kirchenvorstände gibt Tipps, "Wie Kommunikation gelingen kann"
„80 Prozent aller Konflikte entstehen aus Missverständnissen“: Tagung für Kirchenvorstände gibt Tipps, "Wie Kommunikation gelingen kann"
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„80 Prozent aller Konflikte entstehen aus Missverständnissen“: Tagung für Kirchenvorstände gibt Tipps, "Wie Kommunikation gelingen kann"
Eigentlich ist ja nichts einfacher als miteinander zu sprechen. Und zugleich ist oft nichts so schwierig. "Wie Kommunikation gelingen kann" lautete der Titel einer Tagung für Kirchenvorstände – denn gelingende Kommunikation ist angesichts der oft herausfordernden Prozesse in den Gemeinden und Nachbarschaftsräumen ein wichtiger Schlüssel zu deren Erfolg.

"Wie Kommunikation gelingen kann": Bei einer Tagung des Dekanats BiG und der EKHN-Ehrenamtsakademie für Kirchenvorstände stellte Pfarrer Michael Böckner in der Freizeit- und Bildungsstätte (FBS) des Dekanats in Holzhausen/H. viel Wissenswertes und praktische Tipps rund ums Thema vor. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Als Referent war Pfarrer Michael Böckner zu Gast in der Freizeit- und Bildungsstätte (FBS) des Dekanats in Holzhausen am Hünstein. Böckner, seit 25 Jahren Gemeindepfarrer in Haiger-Allendorf im Nachbardekanat an der Dill und Gemeindeberater für das IPOS, nahm die rund 60 Vertreterinnen und Vertreter aus den Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Biedenkopf Gladenbach mit auf eine aufschlussreiche und unterhaltsame Tour mit vielen Informationen und praktischen Übungen rund ums Kommunizieren. Schon die spielerische Kennenlernrunde am Morgen nach dem gemeinsamen Frühstück brach das Eis, musste doch jeder Teilnehmer andere mit bestimmten Eigenschaften finden, um seine „Autogrammjagd“ abschließen zu können.
Die vier Schritte zur gewaltfreien Kommunikation waren auch Teil einer Stationenarbeit. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Zunächst machte Böckner anhand einiger Bibelzitate und des Eisberg-Modells bewusst, wie nonverbale Kommunikation abläuft und wie viel sehr etwa von Betonungen, Mimik und Gestik abhängt, was man versteht – oder eben auch nicht. Mitunter kommen so einem gleichlautenden Satz mehrere völlig unterschiedliche Deutungsvarianten zu, zeigte der Referent: „80 Prozent aller Konflikte entstehen aus Missverständnissen“, machte er bewusst und riet außer zu aktivem Zuhören auch zum Nachfragen, um sicherzugehen, dass man den anderen wirklich richtig verstanden habe. An diesen Theorieteil schloss sich direkt wieder eine Übung in Zweiergruppen an: Zunächst berichtete der Jüngere über positive Erfahrungen in seiner Gemeinde, bevor der Ältere ihm dann wiederum widerspiegelte, was und wie er das Gesagte verstanden hatte. Im zweiten Durchgang erzählte der Ältere beispielsweise über die Gottesdienste in seiner Gemeinde, was der Jüngere seinem Verstandenen nach referierte.
Auch in der Bibel finden sich viele Beispiele für die unterschiedlichen Kommunikationsmodelle, die Pfarrer Michael Böckner bei der Tagung für Kirchenvorstände vorstellte. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Ein Impuls zu Jak.1, 19f („Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn der Zorn des Mannes voll bringt nicht Gottes Gerechtigkeit.“ leitete über zu einer Einheit über gewaltfreie Kommunikation. Pfarrer Michael Böckner gab zunächst Beispiele für gewaltvolle Kommunikation, etwa Vorwürfe, Drohungen, Kritik, Beleidigungen und Vergleichen, bevor er die vier Schritte zur gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg vorstellte. Im ersten Schritt sieht dieses Modell das Beobachten statt eines Bewertens oder Interpretierens vor, als zweiten das Wahrnehmen und Benennen der Befindlichkeiten. Im dritten Schritt gehe es dann darum, Bedürfnisse wahr- und ernstzunehmen, bevor schließlich das Bitten um erfüllbare Wünsche den Abschluss des Prozesses bildet. So könne man etwa jemandem, der einen im Gespräch unterbricht, fragen: „Bist du damit einverstanden, dass ich auch meine Meinung äußere?“ oder „Wärst du bereit, mich ausreden zu lassen?“
Bei einer Tagung des Dekanats BiG und der EKHN-Ehrenamtsakademie für Kirchenvorstände stellte Pfarrer Michael Böckner in der Freizeit- und Bildungsstätte (FBS) des Dekanats in Holzhausen/H. viel Wissenswertes und praktische Tipps rund ums Thema Kommunikation vor. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Böckner charakterisierte gewaltvolle und gewaltfreie Sprache als Wolfs- und Giraffensprache. Bei einem Spaziergang nach der Mittagspause tauschten sich die Teilnehmer darüber aus, wo ihnen in Familie, auf der Arbeit in der Gemeinde oder auf Ebene der Nachbarschaftsräume Beispiele für Wolfs- und Giraffensprache aufgefallen sind. Nach einer Stationenarbeit zu den vier Schritten zur gewaltfreien Kommunikation stellte der Referent noch „Zwölf Gebote für gelingende Kommunikation in Kirchenvorstands-Sitzungen“ vor. So legte er den Teilnehmern etwa nahe, sich für die Sitzungen gut vorzubereiten, aktiv zuzuhören und nachzufragen, andere ausreden zu lassen, die Gruppe als Team zu verstehen und das Gemeinsame zu suchen.

Kerstin Vollmerhausen und Gemeindeberater Pfarrer Michael Böckner erhielten nach der Kirchenvorsteher-Tagung durchweg positive Rückmeldungen. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Bei der anschließenden Feedbackrunde mit Kerstin Vollmerhausen, die als Bildungsreferentin des Dekanats mit Dekan Andreas Friedrich die Tagung für die Ehrenamtsakademie der EKHN und das Dekanat vorbereitet hatte, ergab sich eine durchweg positive Resonanz. Die Teilnehmer sahen sich für die vielen schwierigen Themen und Auseinandersetzungen und den Austausch mit den KollegInnen im Kirchenvorstand besser gerüstet und dankten dafür, Möglichkeiten und Chancen einer gelingenden Kommunikation aufgezeigt bekommen zu haben. Dankesworte gingen auch an das Team der FBS für die hervorragende Bewirtung. Ein einziger Wunsch blieb unerfüllt: Die digitale Kommunikation spielte keine Rolle bei der Tagung für Kirchenvorstände, wird aber zu einer anderen Gelegenheit noch Thema werden. (klk/eöa)
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