"Wort zum Sonntag"
Das "Wort zum Sonntag" ist eine wöchentliche erscheinende Andacht mit höchstens 2000 Zeichen für den "Hinterländer Anzeiger". Alle 14 Tage ist eine evangelische Theologin oder ein ev. Theologe als Autor an der Reihe, die anderen Termine teilen sich die katholischen und freievangelischen Hauptamtlichen aus dem Erscheinungsgebiet der Zeitung.
Gedanken zum Jahreswechsel, 31. Dezember 2024
von Pfarrerin Sabine Bertram-Schäfer
„Prüft alles und behaltet das Gute!“
Als ich ein Kind war, haben wir in meiner Familie am Silvesterabend oft den Brauch des Bleigießens praktiziert. Blei oder Zinn wurden auf einem dafür vorgesehenen Löffel über einer Kerze geschmolzen und in einen Behälter mit Wasser gegossen. Die Figuren, die dann entstanden sind, wurden von uns gedeutet. Es sollte ein Blick in das kommende Jahr sein. Mit einem prüfenden Blick wurde das Gebilde betrachtet. Meist war es ein Hinweis auf etwas Gutes, das im kommenden Jahr geschehen sollte.
Schon als Kind war ich eher skeptisch und konnte diesem Brauchtum nicht viel abgewinnen. Heute denke ich, dass es weniger die entstandenen Figuren waren, die den Blick in das kommende Jahr richtete. Es waren vielmehr die eigenen Gedanken und Bilder an die zurückliegende Zeit, die einen Ausblick auf die kommenden Monate führten. Der prüfende Blick in das eigene Leben und in das Weltgeschehen richtete unsere Gedanken in die kommende Zeit. Die entstandene Figur wurde daraufhin von uns gedeutet.
„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Das ist die Jahreslosung für das Jahr 2025. Paulus erinnert die Menschen in der Gemeinde in Thessaloniki daran, was Gott ihnen geschenkt hat. Gott hat allen Menschen seine Liebe und Zuwendung geschenkt. Jesus hat das mit seinem Leben und durch seine Geschichten gezeigt. Der prüfende Blick zurück soll sich daran ausrichten.
Und so kann ich trotz der vielen persönlichen und weltweiten Belastungen und Krisen, meinen prüfenden Blick auf Gottes Liebe richten. Das Gute, was ich behalten darf, richtet sich an dieser liebevollen Zuwendung Gottes aus. Das eröffnet uns Wege für den Frieden, für Gerechtigkeit und den Schutz unserer Umwelt. Und eine solche Prüfung bietet uns Schutz und gibt uns Hoffnung für unser persönliches Leben.
Bei manchen Silvesterbräuchen darf sich der prüfende Blick zurück und der Blick nach vorne in das neue Jahr daran ausrichten. „Behaltet das Gute!“ Setzt es füreinander für ein gutes Leben ein! So will ich in das neue Jahr 2025 gehen. Mit Gottes Segen, mit Zuversicht und Hoffnung im Herzen. Das wünsche ich Ihnen auch!
Pfarrerin Sabine Bertram-Schäfer ist Pröpstin der Evangelischen Propstei Nord-Nassau
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