„Altenseelsorge und Gemeindearbeit waren ein Segen“: Pfarrer Rüdiger Jung ist im Ruhestand

„Altenseelsorge und Gemeindearbeit waren ein Segen“: Pfarrer Rüdiger Jung ist im Ruhestand

„Altenseelsorge und Gemeindearbeit waren ein Segen“: Pfarrer Rüdiger Jung ist im Ruhestand

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„Altenseelsorge und Gemeindearbeit waren ein Segen“: Pfarrer Rüdiger Jung ist im Ruhestand

Pfarrer werden? Das war lange Zeit gar keine Option für Rüdiger Jung, obwohl er schon in der Kindheit „eine ungeheure Lust auf Bibel und Glauben“ entwickelte. Erst nachdem die ältere Schwester ihn darin bestärkt hatte, begann er 1983 das Theologiestudium in Bonn und schlug die Pfarrerlaufbahn ein. Am Sonntag ist er nun in den Ruhestand verabschiedet worden.

Ein sehr guter Konfirmandenunterricht und auch die Grundschulzeit hätten die Begeisterung an Glaube und Religion geweckt, erinnert sich der scheidende Seelsorger, der zuletzt in der Evangelischen Kirchengemeinde Dautphe und der Altenseelsorge Bad Endbach tätig war. Das Reli-Buch von damals hat er sich sogar später wieder als Erinnerung besorgt, weil ihn die bildlichen Darstellungen der Bibelgeschichten so beeindruckt hätten. Rüdiger Jung ist froh, dass er nicht auch aus einem Pfarrhaus ausziehen muss wie viele seiner Amtskollegen und –kolleginnen: Seit Mitte 1999 bewohnt er mit seiner Frau Sigrun deren Elternhaus in Bottenhorn.

Vertieft wurden sowohl theologisches Interesse als auch persönlicher Glaube durch das Kloster Marienstatt, wo der im nicht weit entfernten Gehlert aufgewachsene Rüdiger Jung in dem angeschlossenen Gymnasium sein Abitur machte. Seine Familie sei – bis auf jene ältere Schwester – kaum kirchlich eingebunden gewesen. Umso mehr erwies sich die Erfahrung der klösterlichen Stille, der geistlichen Atmosphäre als ebenso prägend wie der Umstand, dass die Großmutter mütterlicherseits einer Hugenottenfamilie entstammte. Die reformierte Sichtweise sei später auch für ihn immer wieder wichtig geworden, sagt der Theologe. Doch noch während seines Zivildiensts sah er seine berufliche Zukunft offen. „Heute sage ich schon sagen, dass es die richtige Weg für mich war, Pfarrer zu werden“, überlegt Jung. „Die Zweifel und Fragen, die man selbst mitbringt, sind für die Seelsorge eine wichtige Voraussetzung.“


Das Gottesdienstfeiern zählte zu den Aufgaben, die Pfarrer Rüdiger Jung besonders am Herzen lagen. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)





Das Gottesdienstfeiern zählte zu den Aufgaben, die Pfarrer Rüdiger Jung besonders am Herzen lagen. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Sein Lehrvikariat von 1989 bis 1991 verbrachte Rüdiger Jung in Hermannstein beim späteren Biedenkopfer Dekan Gerhard Failing als Lehrpfarrer. Daran schloss sich ein halbes Jahr Spezialpraktikum im Stephanuswerk Wetzlar an: Die Arbeit mit psychisch belasteten Menschen bezeichnet Rüdiger Jung ebenfalls als sehr prägend für seine Einstellung zum Beruf des Pfarrers, bei dem er immer neben der Verkündigung auch die Seelsorge in den Mittelpunkt gestellt habe. Seine erste Stelle führte ihn 1992 für drei Jahre nach Eibelshausen; Anfang 1995 wechselte er in die eher volkskirchlich geprägte Kirchengemeinde Bottenhorn, wo er bis Mitte 1999 blieb, um dann auf die neu errichtete halbe Stelle der „Kur-, Klinik- und Altenheimseelsorge bei der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Endbach“ zu wechseln, die zu gleichen Teilen beim Dekanat Gladenbach und in der Gemeinde angesiedelt war. Zu seinen Aufgaben habe neben Gottesdiensten und Kasualien wie Taufen und Beerdigungen auch ganz zentral der Aufbau eines Besuchsdienstkreises und dessen Begleitung gehört, berichtet Jung. Außerdem übernahm er zwischen 2006 und 2018 monatlich Gottesdienste und Bibelstunden in Runzhausen, Rachelshausen und Bellnhausen sowie ab 2011 Vertretungsdienste im Dekanat, vor allem in Bad Endbacher Nachbargemeinden und in Bischoffen, Niederweidbach und Wilsbach sowie Simmersbach und Roth, erinnert sich Jung.

Als „Mann des Wortes“ verwendete Pfarrer Rüdiger Jung besondere Sorgfalt auf seine Predigten. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)





Als „Mann des Wortes“ verwendete Pfarrer Rüdiger Jung besondere Sorgfalt auf seine Predigten. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

2014 übernahm er dann die vom damaligen Dekan Matthias Ullrich neu installierte halbe Altenseelsorge-Stelle, nachdem die vorige ausgelaufen war. Auch hier blieb die Zuständigkeit für die Altenheime und Kliniken sowie für den Besuchsdienstkreis erhalten; Jung musste aber noch eine spezielle Fortbildung in Systemischer Seelsorge absolvieren. Als Mitte 2013 Pfarrerin Sandra Jost Dautphe verließ, stieg er hier für anderthalb Jahre als Vertretung ein, bis er 2015 dann auf die Pfarrstelle Dautphe II mit der Zuständigkeit Hommertshausen, Mornshausen mit Amelose und dem Seniorenzentrum Dautphe gewählt wurde.

„Die beiden halben Stellen in der Gemeinde und in der Altenseelsorge waren ein Segen für mich, weil ich beides sehr gerne mache“, sagt Rüdiger Jung rückblickend. Als Wermutstropfen sieht er an, dass ab 2014 der bei der früheren Stelle enthaltene Gemeinde-Anteil für Bad Endbach weggefallen sei: „Da gab es keine Verabschiedung, keinen ordentlichen Abschluss“, bedauert er. „Viele Erwartungen blieben deshalb unerfüllt.“ Im Zuge der Stelleneinsparungen werden mit seiner Ruhestands-Versetzung nun auch die beiden halben Stellen in der Altenseelsorge und in Dautphe wegfallen. „Das ist wirklich schade, denn gerade die Arbeit mit Alten und Kranken ist doch eine Kernaufgabe der Kirche“, findet er.

Das Gottesdienstfeiern zählte zu den Aufgaben, die Pfarrer Rüdiger Jung besonders am Herzen lagen. Am Altar der Dautpher Martinskirche sucht er sich dafür den Predigttext aus der Altarbibel aus. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)



Das Gottesdienstfeiern zählte zu den Aufgaben, die Pfarrer Rüdiger Jung besonders am Herzen lagen. Am Altar der Dautpher Martinskirche sucht er sich dafür den Predigttext aus der Altarbibel aus. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Für den Ruhestand hofft Rüdiger Jung vor allem auf eine Verbesserung seiner wegen eines Augenleidens und mehrerer Operationen eingeschränkten Sehfähigkeit, um seiner großen Leidenschaft nachgehen zu können, dem Lesen und Schreiben. „Ich möchte mich intensiv mit Lyrik beschäftigen“, hat sich der scheidende Pfarrer vorgenommen, der schon einige Bände mit Gedichten in der japanischen Tradition der Haiku- und Renga-Verse veröffentlicht hat. Jeweils zwei Werke mit Gedichten von Rüdiger Jung sind von Pfarrer i.R. Johannes Engel und Pfarrer Dr. Reiner Braun herausgegeben worden, darunter die von letzterem eingehend kommentierte Sammlung „in unserer Haut“. Zwei weitere Bücher (das erste mit dem bezeichnenden Titel „Freund, lass uns dichten!“) sind seit 2020 gemeinsam mit Pfarrer Olaf Schmidt entstanden, mit dem er auch schon mehrere Besuchsdienst-Tage organisiert hat. Ein drittes Werk wollen die beiden nun angehen. Vielleicht wird es nicht das letzte bleiben und vielleicht erscheint es auch etwas schneller, geht Amtskollege Olaf Schmidt doch kommende Woche ebenfalls in den Ruhestand. (klk/eöa)

„Ende des Diktats“: Dieses Gedicht hat Pfarrer Rüdiger Jung dem Andenken seines verstorbenen Bruders gewidmet. Der Theologe hat bereits mehrere Gedichtbände veröffentlicht. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)



„Ende des Diktats“: Dieses Gedicht hat Pfarrer Rüdiger Jung dem Andenken seines verstorbenen Bruders gewidmet. Der Theologe hat bereits mehrere Gedichtbände veröffentlicht. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)


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