02/07/2024 0 Kommentare
Wenn die Schaumparty eskaliert: Feuerwehren unterstützen Notfallseelsorge-Ausbildung in Holzhausen/H.
Wenn die Schaumparty eskaliert: Feuerwehren unterstützen Notfallseelsorge-Ausbildung in Holzhausen/H.
# DigitalesDekanat - Seelsorge
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Wenn die Schaumparty eskaliert: Feuerwehren unterstützen Notfallseelsorge-Ausbildung in Holzhausen/H.
Hochwasser im Seniorenheim, das Erdgeschoss ist bereits zur Hälfte überflutet. Die Bewohner im ersten Geschoss – viele nicht mobil oder gar bettlägerig –sollen evakuiert werden. Mit diesem Übungsszenario haben sich jetzt rund ein Dutzend aus ganz Hessen stammende angehende Leitungskräfte der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Rahmen ihrer Abschlussprüfung in der Freizeit- und Bildungsstätte des Evangelischen Dekanats Biedenkopf-Gladenbach in Holzhausen/H. auseinandersetzen müssen.
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Vor Beginn der Übungsszenarios bekommen alle Beteiligten von Janis Obernhöfer (Rettungssanitäter und Student der Sicherheitstechnik, rechts stehend) eine umfangreiche Einführung in die aktuelle Situation, von der ausgehend dann gearbeitet wird. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Denn oft sind bei Unfällen, Katastrophen und anderen Schadenslagen neben den Rettungskräften auch die NotfallseelsorgerInnen gefragt. Die in der Psychosozialen Notfallversorgung ausgebildeten Ehren- und Hauptamtlichen nehmen sich nach ihrer Alarmierung durch die Einsatz-Leitstelle der Betroffenen, ihrer Angehörige und gegebenenfalls Hinterbliebenen ebenso an wie der Beteiligten und auch der Einsatzkräfte, falls erforderlich. Um solche Einsätze der Notfallseelsorge leiten zu können, veranstaltet der Landesfeuerwehrverband Hessen seit 2015 die entsprechenden Lehrgänge „Leiten und Führen in der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV)“, die Diplom Religionspädagoge Christian Reifert leitet. Durchgeführt wird diese Veranstaltung von Mitgliedern des Fachausschusses „Gesundheitsmanagement, PSNV und Rettungsdienst“.
„Die Kandidaten sind wie später in der Realität entweder als Fachberater in der Technischen Einsatzleitung oder Katastrophen- und Krisenstäben eingesetzt oder als Leitungskräfte der PSNV“, erläutert Reifert: „Sie arbeiten dann in Technischen Einsatzleitungen im Themenfeld der PSNV mit.“ In Holzhausen tun sie das für ihre Prüfung unabhängig voneinander in zwei Gruppen, den Stäben „Grün“ und „Blau“.
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Im Einsatzleitwagen unweit des Hauses ist die Technische Einsatzleitung untergebracht, der auch Kräfte der Notfallseelsorge angehören. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Um die Übungsszenarien – am Nachmittag ging es mit vertauschten Rollen noch um einen eskalierten Abi-Streich mit mehreren hundert unter Atemnot leidenden Schülern bei einer Schaumparty – möglichst realistisch zu gestalten, unterstützen rund 50 zumeist Ehrenamtliche der Feuerwehren aus den Gemeinden und Städten Angelburg, Biedenkopf, Dautphetal und Kirchhain die Prüflinge. „Zudem wirkte noch die Regieeinheit des Landkreises Marburg-Biedenkopf mit dem Einsatzleitwagen 2 (ELW 2) mit“, erklärt Christian Reifert. Als Fachbereichsleiter „Gefahrenabwehr“ im Landkreis Marburg-Biedenkopf dankte Kreisbrandinspektor Lars Schäfer zu Beginn „seinen“ Feuerleuten und bedankte sich für ihre Unterstützung.
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In großer Runde wird nach Abschluss des Übungsszenarios unter der Regie von Christian Reifert (li.) dessen Verlauf besprochen und die Arbeitsweise der PSNV-Kräfte beurteilt. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
In den Stäben entwickeln sich die Szenarien mitunter in verschiedene Richtungen. In einem Stab bekommen die Notfallseelsorger die Info, der verletzte Hausmeister sei verstorben, im anderen, dass er reanimiert worden sei. Entsprechend unterschiedlich fällt die Reaktion der PSNV-Leitungskräfte aus, wie später in der Abschlussbesprechung deutlich wird. Dort lobten die Beobachter die professionelle und kompetente Zusammenarbeit der durchweg hochengagierten Beteiligten. Dass in der Kommunikation zwischen Regie, Technischer Einsatzleitung und PSNV nicht alles reibungslos lief, sei der „Übungskünstlichkeit“ und der unterschiedlichen Szenarieneinfindung geschuldet, urteilten die Prüfer.
Am Sonntag erhielten denn auch alle Teilnehmer nach dem bestandenen Lehrgang die Lehrgangszeugnisse aus den Händen von Präsidiumsmitglied und Sozialreferent Kreisbrandinspektor Friedrich Schmidt aus Groß-Gerau. „Sie sind somit alle befähigt, bei größeren Schadenslage die Maßnahmen der PSNV im Rahmen der Notfallseelsorge, Krisenintervention und Einsatznachsorge zu koordinieren, zu leiten und zu führen“, freute sich Christian Reifert nach Abschluss des Lehrgangs. „Die entsendenden Landkreise können diese Personen als Fachberaterinnen oder Leiterinnen PSNV einsetzen. Sie arbeiten dann in technischen Einsatzleitungen oder Katastrophen- und Krisenstäben im Themenfeld der PSNV mit“, erklärt Reifert, der neben der Notfallseelsorge im Evangelischen Dekanats Biedenkopf-Gladenbach auch die – als Nachfolger von Eberhard Hoppe – des benachbarten Dekanats „an der Dill“ leitet. Der Lehrgang „Leiten und Führen in der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV)“ findet gewöhnlich rund einmal jährlich statt, bislang allerdings in Südhessen.
Wer neu in die Notfallseelsorge einsteigen möchte, kann sich für weitere Infos melden bei Christian Reifert (Ev. Dekanat Biedenkopf-Gladenbach, Im Grund 4, 35239 Steffenberg, Telefon: 06464/2771012, E-Mail: nfs.biedenkopf-gladenbach@ekhn.de). Die ersten beiden Kurswochenenden finden vom 24. bis zum 26. März und vom 28. bis zum 30.April statt. Der zweite Teil startet nach den Sommerferien und schließt im November 2023 ab. (klk/eöa)
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Bildunterschrift Sliderfoto
Ein Großteil der ehrenamtlichen Übungsunterstützer und die angehenden Leitungskräfte der Psychosozialen Notfallversorgung (knieend), die alle den Kurs bestanden haben. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
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