02/07/2024 0 Kommentare
„Mut machen, das Brett vor dem Kopf zu lösen“: Carsten Heß als Pfarrer in Friedensdorf eingeführt
„Mut machen, das Brett vor dem Kopf zu lösen“: Carsten Heß als Pfarrer in Friedensdorf eingeführt
# DigitalesDekanat - Gemeinsam im Dekanat

„Mut machen, das Brett vor dem Kopf zu lösen“: Carsten Heß als Pfarrer in Friedensdorf eingeführt
Dautphetal-Friedensdorf. Nach über zwei Jahren der Vakanz haben die Kirchengemeinden Friedensdorf/Allendorf und Damshausen endlich wieder einen Pfarrer. Mit einem Festgottesdienst in der Christuskirche führte Dekan Andreas Friedrich am Sonntag Carsten Heß als neuen Seelsorger in sein Amt ein.

Die am Gottesdienst Beteiligten (v.l.) Barbara Schmidt-Stutzke (Kirchenvorstandsvorsitzende Damshausen), Heß´ Lehrpfarrer Aurel Everling, Dekan Andreas Friedrich und Pfarrer Carsten Heß, Kaplan Tobias Postler (Hüttenberg) und Joachim Lies (Kirchenvorstandsvorsitzender Friedensdorf. (Foto: Johanna Linneborn /eöa)
Tatsächlich hatte Carsten Heß, der nach gegenseitiger Absprache von der Rheinischen Kirche an die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau (EKHN) ausgeliehen ist, zunächst gar nicht vorgehabt, eine neue Pfarrstelle anzunehmen, wie er in dem Gottesdienst verriet. Eigentlich waren es die vielen und andauernden baulichen Probleme in seinem dortigen Pfarrhaus (Wasser, Heizung, Elektrik, Schädlinge und mehr), das ihn bei der EKHN um Amtshilfe bei der Suche nach einer Ersatzwohnung bitten ließ. Diese habe ihm dann zwar nicht die erhoffte Wohnung, sondern eine schöne neue Stelle angeboten, für die keine Dienstwohnungspflicht besteht.

Mit einigen Liedern begrüßten Kinderchor und Kindergottesdienst unter der Leitung von Barbara Voußen den neuen Pfarrer. (Foto: Johanna Linneborn /eöa)
„Und ihr habt mich mit allen euch zur Verfügung stehenden Motivationskanälen hergelockt“, richtete sich Heß an die Gemeinde und würdigte mit einem Augenzwinkern auch deren Leistungen während der Vakanzzeit: „Dabei habt ihr doch in den letzten beiden Jahren gezeigt, dass ihr eigentlich gar keinen Pfarrer bräuchtet.“ Nun gehe es in der ersten Zeit darum, zueinander zu finden, sich aufeinander einzulassen und gemeinsam weiter an der Gemeinde zu arbeiten. Das machte Heß in gewisser Weise auch zum Gegenstand seiner ersten Predigt, der er
einige Verse aus der Apostelgeschichte zugrunde legte, in denen es um eine Gemeinde in Bedrängnis und um die Kraft des Gebets geht.

„Nicht wenige Menschen neigen dazu, sich in Klagen zu verlieren und Ängste vor sich herzuschieben“, stellte er fest und verglich deren Lage mit einem Brett vor dem Kopf: „Selbst, wenn man nur ein kleines Brett dicht vor die Augen hält, kann man die Welt dahinter nicht mehr sehen.“ Dieses Brett
Das Angstbrett beiseite schieben: Pfarrer Carsten Heß
machte der Gemeinde in seiner Antrittspredigt Mut.
(Foto: Klaus Kordesch /eöa)
aus Angst schränke den Blick auf das Hoffnungsvolle dahinter ein. Indem man sich im Gebet an Gott wende, gelinge es, das Brett zur Seite zu schieben und das Blickfeld zu erweitern. „Schieben wir also alle das Angstbrett beiseite und verweisen die Schwarzmaler in ihre Schranken“, ermutigte Heß die Gottesdienstbesucher.

In der voll besetzten Christuskirche Friedensdorf verfolgten die Gemeindemitglieder aus Friedensdorf, Allendorf und Damshausen die Einführung ihres neuen Pfarrers. (Foto: Johanna Linneborn /eöa)
In diesen Kanon stimmte auch Dautphetals Bürgermeister Marco Schmidtke (parteilos) ein, der im Miteinander den Schlüssel für Erfolg ausmachte. Als langjähriger Mitarbeiter einer internationalen Stiftung zur Förderung der Völkerverständigung sei Carsten Heß dafür geradezu prädestiniert, stellte Schmidtke fest, der dem neuen Geistlichen auch noch den Rat mit auf den Weg gab, nicht zu erschrecken, wenn er in seiner neuen Heimat als „Pärner“ angesprochen werde.

Für die Pfarrer im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach und speziell im Nachbarschaftsraum Dautphetal hieß Reiner Braun (li.) seinen neuen Kollegen willkommen. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Für die anderen Pfarrer im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach und speziell für den Nachbarschaftsraum Dautphetal hieß Reiner Braun seinen neuen Kollegen willkommen. Er verwies darauf, dass die Namen der drei Ortsteile der Kirchengemeinde all das zum Ausdruck brächten, was seinen Beruf ausmache: Friedensdorf stehe für den Frieden, den er predigen und vermitteln solle, Allendorf dafür, es nicht allen Recht machen zu können, aber dennoch möglichst viele mitzunehmen. Für Damshausen verwies Braun auf das hebräische Wort „Dam“, das Blut bedeute. Denn Gemeindearbeit sei immer etwas Lebendiges, in das viele Leute viel Herzblut investierten.

Nach der Einführung von Pfarrer Carsten Heß durch Dekan Andreas Friedrich (3. und 4.v.r.) begrüßten sowohl die Gemeinde als auch (v.l.) Joachim Lies, Barbara Schmidt-Stutzke, Tobias Postler und Aurel Everling den neuen „Pärner“ mit Applaus. (Foto: Johanna Linneborn /eöa)
Einen Gruß überbrachte auch Pastor Michael Graser für die Freie evangelische Gemeinde Friedensdorf, der sich auf die Zusammenarbeit mit seinem neuen Kollegen freute, aber auch allen Mitgliedern der Kirchenvorstände und den verschiedenen Pfarrern dankte, die „durch ihr Engagement den Herzschlag der Gemeinde während der Vakanz am Leben gehalten haben.“

Dank an die Kirchenvorstände und besonders an Pfarrer Matthias Ullrich für ihren Einsatz während der über zweijährigen Vakanz. (Foto: Johanna Linneborn /eöa)
Einer hatte sich diesen Dank ganz besonders verdient. Pfarrer Matthias Ullrich war über zwei Jahre lang der Hauptvakanzbegleiter für die Gemeinde. „Diese Zeit war sicher nicht einfach und ihr habt Enormes geleistet“, zollte er den Verantwortlichen in Friedensdorf, Allendorf und Damshausen Respekt – allen voran den beiden Kirchenvorstandsvorsitzenden Barbara Schmidt-Stutzke und Joachim Lies. Umso stolzer könne man auf das Erreichte und Geleistete sein. Ihren neuen Pfarrer empfingen die beiden Kirchenvorstände mit einem kleinen Boot aus Holz, das mit allerlei Wünschen gespickt war.

Die Posaunenchöre unter der Leitung von Jochen Gerlach und Inge Wege gestalteten den Gottesdienst musikalisch mit. (Foto: Johanna Linneborn /eöa)
Musikalische Grüße zur Amtseinführung Heß überbrachten darüber hinaus auch der Posaunenchor, der Kirchenchor sowie die Kinder, die nach dem gemeinsamen Einzug den Festgottesdienst mit zwei Liedern eröffneten. (sval)
Vielen Dank an den freien Journalisten Sascha Valentin für das Überlassen des Artikeltextes!
Kommentare