02/07/2024 0 Kommentare
Pfarrerehepaar beginnt seinen Dienst in Waldgirmes: Esther Reininghaus-Cremers und Daniel Cremers wollen Ideengeber und nah bei den Menschen sein
Pfarrerehepaar beginnt seinen Dienst in Waldgirmes: Esther Reininghaus-Cremers und Daniel Cremers wollen Ideengeber und nah bei den Menschen sein
# DigitalesDekanat - Gemeinsam im Dekanat
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Pfarrerehepaar beginnt seinen Dienst in Waldgirmes: Esther Reininghaus-Cremers und Daniel Cremers wollen Ideengeber und nah bei den Menschen sein
Am vergangenen Sonntag ist das Pfarrerehepaar Esther Reininghaus-Cremers und Daniel Cremers in Waldgirmes ins Amt eingeführt worden. Wer sind die beiden, was bringen sie mit in ihre neue Gemeinde und wieso eigentlich tauschen sie ihre Stellen an der schönen Nordseeküste gegen welche in Mittelhessen?
Die letzte Frage ist einfach beantwortet: „Es war immer unser Traum, nach Norddeutschland und an die Küste zu ziehen“, berichten die beiden. 2018 haben sie ihn wahr gemacht und sind aus der in der Nähe von Limburg gelegenen Gemeinde Flacht in die Region Dithmarschen umgezogen. Dabei hat sie sogar ein mit ihnen bekannter Kameramann begleitet; der Film ist heute noch im SWR-YouTube-Channel unter dem etwas unglücklich gewählten Titel „Zwei Engel für ein Hallelujah“ zu sehen, erzählen sie. Doch so gerne sie in Meldorf lebten, kam die berufliche Erfüllung in der großen Kirchengemeinde mit ihren vier Pfarrstellen in für sie entscheidenden Teilen auf Dauer zu kurz. Als dann der Anruf aus Waldgirmes kam und sie von der vakanten Pfarrstelle erfuhren, war der Entschluss, den Norden als Herzensheimat wieder hinter sich zu lassen, dennoch nicht leicht gefasst. Aber: „Es gab zwei Treffen und gute Gespräche“, sagt Daniel Cremers zu der Entscheidung, nach fünf Jahren der Küste den Rücken zu kehren. „Im Kirchenvorstand hieß es, ``Wir brauchen neue Ideengeber´´, das hat uns gefallen“, erinnert er sich.
Denn als Ideengeber und Möglichmacher für ihre Gemeinde verstehen sich die beiden. „Was wird heute gebraucht, was suchen die Menschen?“, fragen sie sich und nehmen dabei auch jene in den Blick, die nicht regelmäßig in der Kirche sind: „Wir stellen uns vielfältige, insbesondere auch niedrigschwellige Angebote vor. Da hängt es oft an den Uhrzeiten und an dem angebotenen Format, aber auch an der Beziehung zu den Menschen“, sind Esther Reininghaus-Cremers und Daniel Cremers sicher. Die Frage Jesu an den blinden Bartimäus „Was willst du, dass ich dir tue?“ (Lukas 18, 35ff) sehen sie als Leitspruch und Motivation. Traditionen stehen für beide nicht zu allererst im Focus – bis auf die christliche Botschaft selbst: „Dieser Markenkern der Kirche ist schon seit 2000 Jahren der gleiche, aber die Verpackung muss sich halt immer wieder verändern – immer orientiert an den Menschen in ihrer jeweiligen Zeit und Lebenssituation“, finden die Theologen.
Im Gemeindebrief haben sie in ihrer Vorstellung geschrieben: Wo immer wir bisher Dienst getan haben, haben wir uns eingesetzt für eine einladende Gemeinde, in der Menschen möglichst aller Generationen mit ihren vielfältigen und teils ganz unterschiedlichen Bedürfnissen, Fragen, Ansichten und Hintergründen willkommen sind.“
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Esther Reininghaus-Cremers und Daniel Cremers wollen eine einladende Kirche, die nahe bei den Menschen ist. Am Sonntag ist das Pfarrerehepaar von Dekan Andreas Friedrich in Waldgirmes ins Amt eingeführt worden. (Foto: privat)
Waldgirmes ist schon die vierte Station des 43-jährigen Pfarrers und seiner 46-jährigen Frau, die in Biedenkopf geboren wurde und bis zu ihrem zehnten Lebensjahr in Dautphetal-Holzhausen gelebt hat – also mitten im Evangelischen Dekanat Biedenkopf-Gladenbach, in das sie nun zurückkehrt. Und die zehn Jahre danach wohnte ihre Familie in – Waldgirmes! Auch wegen dieser alten Bande erfolgte der Anruf bei den beiden, als die Kirchengemeinde auf die Suche nach einer Nachfolge für Pfarrer Frieder Ackermann ging.
Mit 19 Jahren absolvierte Esther Reininghaus-Cremers ein zehnmonatiges Volontariat in Jerusalem, aber die Entscheidung fürs Theologiestudium fiel eigentlich schon früher: „Eine Lehrerin in der Oberstufe hatte da großen Einfluss, sie hat mir das zugetraut. Dafür bin ich ihr sehr dankbar“, erinnert sich die Pfarrerin, die in Kindheit und Jugend auch schon beim CVJM, in Kindergottesdienst, Jungschar und Mädchenkreis dabei war.
Ihr aus Nettetal am Niederrhein stammender Mann Daniel hingegen hatte lange vor, Polizist oder Lehrer wie der Vater zu werden – bis der Zivildienst in einer Kirchengemeinde als „prägendstes Jahr des Lebens“ kam: Der Diakon habe ihn rasch zu Recht „als handwerkliche Fehlbesetzung eingestuft und bei der Konfi- und Seniorenarbeit mit eingebunden“, erzählt Cremers. Die Erkenntnis „Du gehörst nicht in die Schule, sondern in die Gemeinde“ führte ihn dann zum Theologiestudium in Heidelberg und Wuppertal, wo er seine künftige Frau kennen- und lieben lernte. In verschiedenen Gemeinden in Remscheid absolvierten die beiden ihr Vikariat, bekamen dann aber in der Rheinischen Kirche keine gemeinsame Zukunft, da Esther dort als „EKHN-Gewächs“ seinerzeit als nicht anstellungsfähig galt. Schon damals richtete das Paar deshalb den Blick gen Norden, doch die erste Stelle für die beiden fand sich dann im rheinland-pfälzischen Flacht. „Es waren knapp zehn tolle Jahre dort, und der Abschied fiel uns nicht leicht. Aber wir wollten auch nicht bis zum Ruhestand in einer Gemeinde bleiben“, berichten die beiden. Als sich die Chance bot, den Traum vom Leben und Arbeiten an der Nordseeküste zu verwirklichen, griffen sie 2018 zu.
Dass sie in ihrer neuen Gemeinde Waldgirmes nicht alles leisten und jedem gerecht werden können, ist dem Pfarrerehepaar bewusst: „Aber wir wollen wenigstens gemeinsam auf die Suche gehen!“, kündigen sie an. Mit dazu bei trägt gewiss, dass die Ehepartner, die sich beide als überaus reisefreudig beschreiben, auch auf der Arbeitsebene ein gutes Team bilden. „Wir sind zwar unterschiedliche Typen, aber wir arbeiten gerne, neid- und konkurrenzlos miteinander“, können sie nach 15 Jahren gemeinsamen Wegs konstatieren: „Wir ergänzen uns einerseits prima mit unseren Begabungen und Leidenschaften und teilen andererseits eine gemeinsame, uns leitende Idee und Vision von Kirche im 21. Jahrhundert“, steht im Gemeindebrief. Und weiter: „In allem sind wir zutiefst davon überzeugt, dass es in der Kirche von Heute – wenn es sie morgen noch geben soll – kreative und geistreiche Veränderungen braucht. Viele Menschen wünschen sich gerade von und bei Kirchens mehr Lebendigkeit, Leichtigkeit und Begeisterung, mehr Verständlichkeit, Zeitgemäßheit und Relevanz.“ Dass das gerade wegen der anstehenden Prozesse wie ekhn2030 eine besondere Herausforderung darstellt, ist Esther Reininghaus-Cremers und Daniel Cremers bewusst. Aber sie sehen auch die Chancen der Veränderungen: „Gemeinde lässt sich nur im Miteinander gestalten. Auf ein solches Miteinander hoffen und freuen wir uns!“ (klk/eöa)
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