„Nicht nur Hobby, sondern Berufung“: Jubiläumskonzert mit dem Organisten Matthias Riedesel

„Nicht nur Hobby, sondern Berufung“: Jubiläumskonzert mit dem Organisten Matthias Riedesel

„Nicht nur Hobby, sondern Berufung“: Jubiläumskonzert mit dem Organisten Matthias Riedesel

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„Nicht nur Hobby, sondern Berufung“: Jubiläumskonzert mit dem Organisten Matthias Riedesel

 Ein seltenes Jubiläum hat Organist Matthias Riedesel am vergangenen Samstag (20 April) zusammen mit 300 Besuchern in der evangelischen Kirche Wallau feiern können: Zu seiner über 40 Jahre währenden Organistentätigkeit für die Gemeinde gratulierten Chorsänger und Solisten mit einem musikalischen Abend, den die Evangelische Kirchengemeinde Wallau-Weifenbach organisiert hatte.

 Im Zentrum des Programmes standen Orgel-, Chor- und Solowerke für verschiedene Instrumente. Zwei eingeladene Musiker griffen mit der Musik des Komponisten Jacques Offenbach auch eine weitere Leidenschaft von Matthias Riedesel auf. Kurzweilig und charmant moderierte Britta Duchardt-Linneborn, die Vorsitzende der Dekanatssynode, den Abend. Sie betonte dabei: „Das Orgelspiel ist für Matthias Riedesel nicht nur ein Hobby, sondern Berufung.“ Matthias Riedesel selbst machte an der Orgel den Auftakt zum Festkonzert mit einem Concerto C-Dur von Paul Frey.

 

Matthias Riedesel an der Orgel . ( Foto: Kirchengemeinde)

Matthias Riedesel an der Orgel . ( Foto: Kirchengemeinde)


Unter der Leitung von Friedbert Röhr trug die Singgemeinschaft des MGV Weifenbach und MGV Niederlaasphe zwei Chorstücke vor: „Sanctus“ aus der Deutschen Messe von Franz Schubert und „O Herr, welch ein Morgen“ (Tenorsolo: Alfred Theofel). Den MGV Weifenbach kennt der Jubilar seit Kindheitstagen, hatte doch sein Großvater Heinrich Riedesel diesen Chor über viele Jahre geleitet. Eine langjährige musikalische Verbindung besteht auch zu Trompeter Jürgen Theofel aus Wallau. Zu vielen besonderen Gottesdiensten hat Riedesel ihn an der Orgel begleitet, so auch während des Festabends. Einfühlsam trug Theofel, begleitet von Riedesel an der Orgel, das Trumpet Voluntary von John Stanley vor.

 

Ein absoluter musikalischer Höhepunkt an diesem Abend ergab sich durch die Anwesenheit zweier weiterer Gäste. Es war ein persönlicher Wunsch von Riedesel, dass zwei seiner Lieblingsstücke für Cello und Klavier von Jacques Offenbach erklingen sollten. Der Cellist Prof. Jan Ickert von der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt und die Pianistin Tomoko Ichinose trugen in beeindruckender Weise virtuos und facettenreich Offenbachs Stücke „Die Tränen der Jacqueline“ und die „Träumerei am Meer“ vor. Mit ihrem überragenden Können setzten die beiden international gefragten Künstler einen wahren Glanzpunkt an diesem Abend.

Prof. Jan Ickert (Cello) und Tomoko Ichinose (Piano). Foto: Kirchengemeinde

Prof. Jan Ickert (Cello) und Tomoko Ichinose (Piano). Foto: Kirchengemeinde 


Riedesel selbst sorgte mit seinen Anmerkungen und Anekdoten zu einzelnen Stücken immer wieder für Lacher und lockerte so die Stimmung des Abends zusätzlich auf. Bereichert wurde der musikalische Abend darüber hinaus durch das Ehepaar Lindheimer aus Buseck. Auch hier ergeben sich langjährige Verbindungen zur Matthias Riedesel über deren gemeinsame Arbeitsstätte. Dr. Dieter Lindheimer (Violine und Viola) und seine Ehefrau Karin (Klavier) spielten einfühlsam Edward Elgars „Salut d’amour“ und im Laufe des Abends noch den zweiten Satz aus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur in einer Bearbeitung für Viola und Piano.

 

Die Singgemeinschaft MGV Weifenbach / MGV Niederlaasphe sang im Verlaufe des Abends stimmgewaltig noch „Hebe deine Augen auf“ aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und „Tebje Pojem“ (O Herr, gib Frieden) von Dimitri Bortnianski.  

 

Einen weiteren Glanzpunkt setzten Jürgen Theofel (Trompete) und Matthias Riedesel (Orgel) mit ihrer Interpretation von drei Sätzen aus der Suite D-Dur von Jean Philippe Rameau. Auch das gemeinsame Singen kam nicht zu kurz. Die Besucher stimmten nach einem längeren Choralvorspiel von Otto Abel das Lied „Lobe den Herren“ an. Auch in diesem Zusammenhang schilderte Riedesel eine besondere Begebenheit aus seinen musikalischen Anfangstagen. Diese Musik war einst ein besonderer Wunsch der in Weifenbach lebenden Erna Grebe, geb. Furtwängler. Sie war eine Nichte des einstigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, Wilhelm Furtwängler. Riedesel gestaltete den Traugottesdienst ihrer Nichte in der Weifenbacher Dorfkirche. Auch der anschließend von Riedesel an der Orgel intonierte Song „You raise me up“ war einst ein besonderer Wunsch von Susanne und Dr. Horst Köhl aus Biedenkopf, welcher im Rahmen von Hochzeitsfeierlichkeiten der Kinder der Familie Köhl erklang.

 

Besondere Erinnerungen hatte Riedesel auch an seine Begegnung mit dem in Holzhausen Hünstein geborenen Theologen Dieter Trautwein. Pfarrer Trautwein gestaltete 1985 im Wallauer Bonhoeffer Haus mit seinen eigenen Neuschöpfungen einen Liedernachmittag, den Matthias Riedesel am Klavier begleitete. Unter anderem stellte er damals auch sein Lied „Komm, Herr, segne uns“ vor. Bis heute unvergessen ist für Riedesel, dass Trautwein damals auf eindrucksvolle Weise die Geschichte von Oskar Schindler erzählte, der über 1000 jüdische Menschen vor ihrer Ermordung im KZ Auschwitz gerettet hatte. Dies, so Riedesel, thematisierte Trautwein lange, bevor der Hollywood-Regisseur Steven Spielberg seinen Spielfilm „Schindlers Liste“ drehte. „Dieter Trautwein gehört zu uns, hier in die Region“, betonte Riedesel. Folgerichtig sangen die Besucher, begleitet von Orgelklängen, sein Kirchenlied „Komm, Herr, segne uns“.

 

Einen weiteren absoluten Höhepunkt setzte Riedesel selbst mit seiner Interpretation der Toccata D-Dur von Floor Peters. Hier konnte er seiner Virtuosität freien Lauf lassen, wofür er Standing Ovations erntete. Im Laufe der Abends setzte Pfarrer Dr. Christian Pohl einen geistlichen Impuls, wobei er die Besonderheit der Musik im Kontext des christlichen Glaubens hervorhob. Der ebenfalls anwesende Dekanatskantor Johann Lieberknecht würdigte die Leistungen und das langjährige Engagement Riedesels in einem Grußwort und überreichte diesem eine Ehrenurkunde der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau.

 

Gerne könne sie heute Wunscherfüller sein, betonte Britta Duchardt-Linneborn zum Schluss, um einen Wunsch von Matthias Riedesel in die Tat umzusetzen. Ein passendes Klavier für die Kirche in Wallau. Im Anschluss an diesen rundum gelungenen Abend ergab sich für die Gäste und alle Beteiligten noch Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch, da die Evangelische Kirchengemeinde Wallau-Weifenbach im Anschluss an das Festkonzert zum Jubiläum ihres Organisten noch zum Empfang mit Stehimbiss geladen hatte. Dabei gaben sich die musikalischen Weggefährten von Matthias Riedesel ein fröhliches Stelldichein, nachdem alle beteiligten Musiker und Chorsänger ihr Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatten.

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