02/07/2024 0 Kommentare
Vom Handwerk im Hinterland: Über Innungen, Zünfte und die Walz
Vom Handwerk im Hinterland: Über Innungen, Zünfte und die Walz
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Vom Handwerk im Hinterland: Über Innungen, Zünfte und die Walz
Ein Leben ohne Friseure, Kfz-Mechaniker und Bäcker, Dachdecker und Klempner? Undenkbar. Das Handwerk ist unverzichtbar - aber der Nachwuchs fehlt! Auch in unserer ländlichen Region?
Pfarrerin Katharina Stähler spricht mit Frank Interthal. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biedenkopf erzählt von deren Aufgaben, von den Aufstiegschancen im Handwerk und von der Walz, auf die immer noch manche gehen. Und vom Glaube.
„Wie sähe unser Alltag aus, wenn es keine Friseure gäbe, keine Kfz-Mechaniker, keine Bäcker, Dachdecker oder Klempner?“, fragt Katharina Stähler, Sie spricht heute mit Frank Interthal, dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biedenkopf.
Kreishandwerkerschaft? Was sind deren Aufgaben und welche die des Geschäftsführers? Vom Handwerk ist dieser Tage viel zu hören und zu lesen, aber einen Blick hinter die Kulissen bekommt kaum einer von denen, die zum Friseur und zum Bäcker gehen oder auf den Dachdecker oder Klempner warten.
Frank Interthal zitiert aus der Handwerksordnung, die die Aufgaben der Kreishandwerkerschaften und der Handwerkskammer regelt.
Mit fast einer Million Betrieben stelle das Handwerk einen wesentlichen Teil des Mittelstands dar und sei gerade für ländliche Regionen wichtig, weß Katharina Stähler und zitiert Frank Interthal aus einem Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 2017:
„Den nötigen Nachwuchs an Fachkräften zu finden, ist das Thema der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Leider werden in Deutschland zu viele Akademiker ausgebildet und es wird nicht ausreichend gesehen, dass sich auch in den Handwerksberufen viele Aufstiegschancen bieten.“ Woran das wohl liege, fragt sie Frank Interthal. Er meint: „Wir müssen Eltern und ihren Kindern besser vermitteln, dass im Handwerk Chancen bestehen, angefangen mit der Ausbildung, der Gesellenprüfung, danach die Meisterprüfung, die in Deutschland und Europa ein Garant für Qualität ist. Mit der Meisterprüfung steht den jungen Menschen alles offen.“
Er erzählt, dass es noch immer Handwerker gebe, die auf die Walz gehen. „Wenn sie bei uns vorbeischauen, weil sie wissen, dass sie hier eine Wegzehrung monetärer Art bekommen, dann gehe ich immer vorne hin und lasse mir erzählen, woher sie kommen und wohin sie wollen. Das ist schon immer interessant. Zum Beispiel kommen sie aus Südafrika und wollen nach Norwegen.“
Sie habe gelesen, dass im Corona-Jahr 2020 in Deutschland so wenige Menschen ihre Ausbildung begonnen hätten wie noch nie, meint Katharina Stähler: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge seien im Handwerk zum Beispiel um 6,6 Prozent eingebrochen. Ob das auch für das Handwerk im Hinterland gelte, fragt sie den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Zum Glück nicht!“ antwortet Frank Interthal. Im vergangenen Jahr habe das Handwerk im Hinterland ebenso viele junge Menschen als Auszubildende eingestellt werden können wie im Jahr zuvor. Er zweifle allerdings, dass das so bleiben werde; schon vor dem Hintergrund der demographischen Prognosen sei das eher unwahrscheinlich.
Auf die Frage, ob es ein Erlebnis in seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Biedenkopf gebe, das ihm besonders im Gedächtnis geblieben sei, erzählt Frank Interthal von Innungsfahrten und Bratpartien. Und muss dann Katharina Stähler gleich den Unterschied zwischen Innung und Zunft erklären.
Zum Schluss wird Frank Interthal gefragt, ob er Parallelen sehe in der Ausübung eines Handwerkes und dem Engagement für die Kirche. Der ehemalige Kirchenvorsteher seiner Kirchengemeinde antwortet, dass der Alltag eines selbstständigen Handwerkers stark von seiner Arbeit geprägt sei. Denn der Beruf sei ja manchmal auch Berufung. Genauso könne das Engagement für die Kirche Berufung sein. „Wichtiger ist aber aus meiner Sicht der Glaube an den auferstandenen Herrn, den alle Christen auf der Welt teilen und damit auch die gläubigen Handwerker“, sagt er. Deshalb wolle er gerne zum Schluss noch einen Vers aus der Bibel zitieren, weil Ostern auch dieses Jahr in den Kirchengemeinden nur beschränkt gefeiert werden konnte, meint Frank Interthal und liest aus der Bibel, Johannes 3,16: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
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