02/07/2024 0 Kommentare
Veränderungen, Werte und Widerstände: Neue Podcast-Episode zu nachhaltigeren Strategien
Veränderungen, Werte und Widerstände: Neue Podcast-Episode zu nachhaltigeren Strategien
# DigitalesDekanat - Gesellschaft + Bildung
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Veränderungen, Werte und Widerstände: Neue Podcast-Episode zu nachhaltigeren Strategien
Corona hat vieles verändert. Die Veränderungen wurden uns durch die Pandemie aufgezwungen. Gibt es auch freiwillige Veränderungen, freiwillige Einschränkungen zu Gunsten unserer Umwelt und des Klimas?
Pfarrerin Katharina Stähler spricht mit Sirin Bernshausen. Sie ist in Biedenkopf aufgewachsen und zur Schule gegangen. Sie ist Mutter von vier Kindern. Heute arbeitet sie an der Uni Marburg im Zentrum für Konfliktforschung.
Sirin Bernshausen erzählt, wie es zu Beginn ihres Studiums um internationale, bewaffnete Konflikte gegangen sei, um Abrüstung und wie die Regeln dafür geschaffen werden müssen. Sie habe sich sehr schnell für Dialogthemen interessiert, für die Konflikttransformation. Dabei gehe es nicht um kurzfristige Waffenstillstände, sondern um nachhaltigen Frieden. Da sei die Zivilgesellschaft unglaublich wichtig, denn das Verhalten der betroffenen Menschen müsse sich tiefgreifend verändern, damit dies Erfolg habe. Dialog sei sehr wichtig – und: „Es macht total Spaß, Menschen dabei zu helfen, miteinander zu sprechen!“
Auf die Frage, ob sie sich denken kann, dass es durch die Corona Krise leichter fällt, sich die Welt neu vorzustellen, antwortet sie: „Corona ist ein Crash-Kurs im systemischen Denken für viele von uns gewesen. Bei Dingen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Klimakrise geht es ja um sehr komplexe Sachverhalte. Corona hat vielen zum Beispiel gezeigt, wie komplex und global wir miteinander verbunden sind, zum Beispiel beim Einkaufen im Supermarkt, was für Gemüse ist noch da und anderes nicht, weil die Erntehelfer nicht ins Land reinkommen konnten. Allerdings, so meint sie, dürfe man diese unmittelbare Erfahrung, die wir während der Pandemie gemacht haben, nicht verlieren. Den Erfahrungen müsste nun ein Handeln folgen.
Aber – können wir die Disziplin, die wir bei den Einschränkungen während der Pandemie bewiesen haben, auch auf unser Verhalten was die Nachhaltigkeit betrifft übertragen? Sirin Bernshausen meint, viele Menschen würden bei der Betrachtung der Klimakrise denken, dass sie ja nur ein ganz kleines Rädchen sind, und es eigentlich egal ist, was sie machen. „Dass das nicht so ist, das ist ganz wichtig, das in die Welt zu bringen“, sagt sie und erzählt von der internationalen Transition-Bewegung.
„Bei Transition geht es darum, an den lokalen Kontext angepasst, nachhaltige Strategien auszuprobieren. Transition hat etwas Verbindendes, dieses Brücken bauen, zwischen ganz verschiedenen Menschen aus verschiedenen Kontexten aber auch zwischen einer Stadtverwaltung und der Zivilgesellschaft. Was ich persönlich an Transition so spannend finde, ist dieses „Einfach-etwas-machen“!“ Es muss nicht alles durchgeplant sein, es darf auch Chaos herrschen. Es ist ein Experiment mit offenem Ausgang – wir hoffen und tun unser Bestes, damit es gut kommt, aber letztendlich haben wir es nicht komplett in der Hand. Von Anfang an war bei Transition nicht nur der äußere Wandel wichtig, sondern auch der innere Wandel. Kopf, Herz und Hand müssen eingebunden sein, sonst ist der Wandel nicht nachhaltig.“
Die Achtsamkeitstrainerin Sirin Bernshausen sagt, dass eine Form von Achtsamkeit verbunden mit Werten eine ganz spannende Grundlage sei für Wandel. Damit eine gesellschaftliche Veränderung möglich wird, müssten möglichst viele Menschen mitmachen. Die Gefahr da sei ja oft, dass wir oberflächlich bleiben, um zu verhindern dass Menschen zwar mitmachen aber nicht daran glauben. Der Kopf sagt, der Klimawandel ist bedrohlich, aber das Herz will möglichst öfters im Jahr ans Meer fliegen. Man müsse solche Widersprüchen Raum geben und den Konflikt zulassen und sich miteinander auseinandersetzen, dann sei mit der äußeren Veränderung auch die innere möglich.
„Gerade beim Thema Nachhaltigkeit ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir dies auf Kosten anderer tun. Es geht darum, sich als ein Teil von etwas zu sehen. Ich glaube, da hat Kirche ganz viel Wissen, ganz viel Erfahrung und auch Potential. Neben dem Einbringen im Dialog finde ich es auch wichtig, dass Kirche handelt, sich in Projekten und Initiativen einbringt und dort auch mitgestaltet. Gerade auch mit den Werten, die die Kirche vertritt.“
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