02/07/2024 0 Kommentare
„Beten gibt neue Hoffnung“: Dekan Andreas Friedrich im Gespräch mit Hartmut Bünger
„Beten gibt neue Hoffnung“: Dekan Andreas Friedrich im Gespräch mit Hartmut Bünger
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„Beten gibt neue Hoffnung“: Dekan Andreas Friedrich im Gespräch mit Hartmut Bünger
Das Kirchenjahr 2021/22 steht im Evangelischen Dekanat Biedenkopf-Gladenbach unter dem Motto „Alles auf Hoffnung!“. Verschiedene Angebote und Aktionen sowie der Dekanatskirchentag am 26. Juni in Gladenbach sollen das Schwerpunkt-Thema zum Inhalt haben. Hartmut Bünger, Redaktionsleiter des „Hinterländer Anzeigers“, hat mit Dekan Andreas Friedrich über das Themenjahr und über „Hoffnung“ gesprochen. Das Interview ist am 11. Januar im „Hinterländer Anzeiger“ veröffentlicht worden und kann mit Einwilligung des Autors auch hier wiedergegeben werden.
Das Dekanat Biedenkopf-Gladenbach hat 2022 zum Hoffnungsjahr erklärt. Persönlich gefragt: Was gibt Ihnen Hoffnung?
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Hoffnung hat ja unterschiedliche Tragweiten. Es gibt die kleinen Hoffnungen, die sich auf heute oder diese Woche richten. Dann gibt es Hoffnungen, die einen weiteren Bogen spannen, zum Beispiel die Hoffnung, dass der Dekanatskirchentag am 26. Juni stattfinden kann oder es mit dem Urlaub klappt. Und schließlich gibt es die großen Hoffnungen, die Lebenshoffnungen, die Tragkraft haben müssen. Das ist für mich die Hoffnung auf den „Gott mit uns“, das ist ja sozusagen der Zweitname von Jesus. An Weihnachten haben wir gefeiert, dass Gott mit uns ist und dass er uns leitet und begleitet durch dieses Jahr, das jetzt neu begonnen hat.
Gibt es einen Lieblings-Bibelvers, der Ihnen sofort in den Sinn kommt, wenn es um Hoffnung geht?
Lieblings-Bibelverse wechseln bei mir manchmal wöchentlich. Aber es gibt ein paar, auf die ich immer wieder zurückkomme. So heißt es in Psalm 71,5: „Du bist meine Hoffnung, Herr; von meiner Jugend an bist du der Grund für meine Zuversicht“. Das ist ein zentraler Satz, der in jedem Gottesdienst, in jeder Andacht vorkommt, wenn auch zum Teil in anderen Worten.
Das Dekanat hat „Hoffnung“ zu dem zentralen Thema des laufenden Kirchenjahres bestimmt. Wie ist es dazu gekommen?
Wir hatten schon einmal ein Jahresthema, nämlich 2017. Wir wollen das nicht jedes Jahr machen, damit es nicht inflationär wird. Ziel ist, viele thematische Angebote, die es im Dekanat gibt, thematisch zusammenbinden. Dass wir das im Advent beginnen, ist nur folgerichtig, da auch das Kirchenjahr mit dem Advent beginnt. Als wir in der beginnenden Corona-Zeit nach einem Thema gesucht haben, hatten wir im Kreis der hauptamtlichen Mitarbeiter im Dekanat relativ schnell einen Konsens: Hoffnung – das ist ein existentielles, ein ganz wichtiges Thema. Nicht nur wegen Corona, aber auch noch einmal verstärkt in dieser Corona-Zeit. Hoffnung ist ja wie Sauerstoff, ohne Hoffnung gibt‘s kein Leben.
„Hoffnung“ war schon bei der Adventsaktion „#myHoffnung“ des Dekanats Thema und soll auch den Dekanatskirchentag prägen. Wie wird sich das Thema in den kommenden Monaten noch niederschlagen?
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Es wird noch mehr Veranstaltungen und Angebote geben, aber die entwickeln wir erst nach und nach. Das hängt auch mit der Corona-Zeit zusammen – da ist Planung sehr kurzatmig geworden. Weil man, abgesehen von den digitalen Formaten, an vielen Stellen überlegen muss: Was kann stattfinden und in welchem Rahmen? Der nächste Schritt ist daher, das Frühjahr anzugucken und zu schauen: Welche Akzente können wir hier und auch im Vorfeld des Kirchentags setzen?
Das ist ja gerade ein Kennzeichen dieser Zeit. Vor ein paar Jahren haben wir einen Flyer gedruckt mit Veranstaltungen für ein halbes Jahr – das geht im Moment überhaupt nicht. Schon für die zweite Januarhälfte haben wir jenseits der Gottesdienste keine Planungssicherheit.
Eine weitere Aktion in der Adventszeit waren die Postkarten zum Thema „Hoffnung“, die es in vielen Bäckereien gab. Wie war hier die Resonanz?
Wir haben das extra als Mitmachaktion konzipiert, sodass die Menschen eine schöne Karte bekommen, die sie weiterschenken oder verschicken können. Manche haben das sehr bewusst und dankbar angenommen; auch, dass es eine analoge Einladung war. Auch in den Bäckereien hatten wir tolle Gespräche und schöne Begegnungen. Wir können uns vorstellen, so eine Postkartenaktion auch künftig ab und an umsetzen. Sie erreicht auch Menschen, die wir nicht in den Gemeinden und Kirchen sehen, ohne aufdringlich zu sein.
Wie viele Karten haben Sie in Umlauf gebracht?
Allein über die evangelischen Kindergärten haben wir 4500 Karten verteilt. Insgesamt waren es 40.000 Stück, 10 000 von jedem Motiv. Vielleicht hätte man noch mehr draus machen können – aber auch das hatten wir relativ kurzfristig überlegt und umgesetzt.
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Für die Aktion hat das Dekanat Biedenkopf-Gladenbach eigens die Internetseite „www.alles-auf-hoffung.de“ eingerichtet. Dort heißt es „Christus ist die Hoffnungsquelle“ – wie kann ich das verstehen?
Das Wort „Hoffnungsquelle“ meint: Das ist der Ort, wo ich meine Hoffnung her beziehe. Und zwar meine Lebenshoffnung, meine Hoffnung, die mich trägt. Wenn ich Trauerfeiern gestaltet, dann ist der Satz am Grab „Unsere Hoffnung steht auf Jesus Christus, welcher spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben“ für mich ein zentraler Satz, auf den ich niemals verzichte. Da wird es ganz deutlich für mich an diesem lebensgefährlichen Punkt.
Ich würde das aber übertragen wollen auch auf die Zeiten des Lebens, in denen man nicht so existentiell herausgefordert ist, wie bei der Konfrontation mit dem Tod. Dieser Jesus Christus, der bei mir ist – das ist ja gerade der Clou, auf den es ankommt: Dass das nicht irgendeine ferne Persönlichkeit ist, sondern der Christus bei uns – ist die Hoffnung, ist als der Wegbegleiter der, der mich trägt. Der mir für jeden Tag, auch mit den Höhen und Tiefen im neuen Jahr zusagt: Ich gehe mit dir und ich bleibe bei dir und ich habe einen Weg und ein Ziel für dich. Das ist das Größte und Wertvollste an Hoffnung, was es geben kann.
Auf der Homepage heißt es auch: Diese Hoffnungsquelle kann ich jederzeit erreichen und anzapfen. Wie mache ich das denn?
Die unmittelbarste Chance, diese Quelle anzuzapfen, ist das Beten. Diese Chance hat jeder und jede zu jeder Zeit. Es gibt noch andere Mittel, dazu gehört die Gemeinschaft, dazu gehört das Gespräch, dazu gehört der Gottesdienst, dazu gehört auch oft für viele Menschen, Stille zuzulassen, Stille, die ins Beten hineinmünden kann. Da gibt es ja viele Möglichkeiten, wann, wie, wo man das machen kann. Ich bete zum Beispiel viel, wenn ich mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs bin. Dann muss nicht immer in der Kirche sein. Wenn ich bete, schafft er das schon, dass ich Hoffnung bekomme aus dieser Quelle – das ist zumindest meine Erfahrung. Denn Gott ist immer nur ein Gebet weit entfernt!
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Das Wort „Hoffnung“ ist nicht nur im kirchlichen Zusammenhang gerade beliebt. Drosten, Lauterbach, Streeck – auch bei ihnen ist vielfach von Hoffnung die Rede.
Niemand kommt ohne Hoffnung aus. Das ist ein wirkliches Existenzwort für Menschen jeglicher Art und Religiösität. Das Wort an sich ist natürlich kein spezifisch christliches Wort. Hoffnung und Zuversicht sind ja eng verwandt. „Zuversicht“ ist auch ein tolles Wort, weil es bedeutet: Ich sehe etwas und ich sehe noch etwas dazu. Und die Frage ist: Woher kommt dieses Zusätzliche? Deshalb ist das für mich ein sehr christliches Wort, auch wenn auch andere es verwenden und natürlich verwenden dürfen. Aber es heißt: Es gibt etwas, das sehen alle, die Schwierigkeiten und die Herausforderungen dieser Corona-Zeit und natürlich die Hoffnung, dass das mal besser wird mit diesem Virus. Aber das sehen, was nicht alle sehen – das ist für mich die Quelle der Hoffnung. Und die kommt nicht aus unserer Welt heraus, sondern die kommt von jenseits unserer Welt. Wenn ich das so anschaue, wird das für mich deutlich hoffnungsvoller, auch wenn die Herausforderungen dieselben bleiben.
Apropos Zuversicht. In der ersten Corona-Phase hatte das Dekanat eine Videoreihe „Ein paar Minuten Zuversicht“. Wird es da eine Neuauflage geben?
Das waren unsere spontan umgesetzten Anfänge mit dem Digitalen. Wir haben das überlegt mit der Fortsetzung, uns dann aber dagegen entschieden. Dafür gab es andere digitale Angebote. In vielen Gemeinden ist das Miteinander von analogen und digitalen Formaten inzwischen deutlich weiterentwickelt. Wir können aber nicht gemeindlich und übers Dekanat zu viele Aktionen parallel laufen lassen, das schaffen wir alle nicht. Im Gegensatz zu vor einem Jahr gibt es ja auch viele Präsenzangebote im gottesdienstlichen Bereich.
Wie hat sich die Corona-Zeit auf den Gottesdienstbesuch ausgewirkt?
Der Gottesdienstbesuch hat sehr nachgelassen, das sehe ich mit großer Sorge. Viele von den Älteren trauen sich nicht. Und man gewöhnt sich nach so langer Zeit daran, dass es mit Fernsehgottesdiensten und anderen Formaten geht. Ich war am Sonntag im Gottesdienst, da waren wir mit Organistin und Küster zu zwölft – das fand ich schon bedrückend wenig. Wenn das noch lange so weitergeht, muss vieles wieder neu aufgebaut werden. Das gilt auch für viele gemeindliche Veranstaltungen. Manches wird vielleicht gar nicht wieder aufleben.
Wird es also dauerhaft digitale Angebote in den Gemeinden geben?
Wir haben gemerkt, dass Menschen auf diese Weise erreichbar sind, die wir mit den präsentischen Angeboten so nicht erreichen. Deshalb haben wir auch gesagt: Wir wollen beide Kanäle bedienen und nutzen. Aber das kann den Kolleginnen und Kollegen neben dem regulären Gemeindeleben zu viel werden. Da muss man sehen, wie sich das entwickelt. Vorläufig wird es sich neben der Homepage und den Social-Media-Kanälen wohl auf bestimmte, aber regelmäßige Aktionen beschränken.
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