„Neues hat mich mein Leben lang gereizt“: Pfarrer Jörg Stähler wird in den Ruhestand verabschiedet

„Neues hat mich mein Leben lang gereizt“: Pfarrer Jörg Stähler wird in den Ruhestand verabschiedet

„Neues hat mich mein Leben lang gereizt“: Pfarrer Jörg Stähler wird in den Ruhestand verabschiedet

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„Neues hat mich mein Leben lang gereizt“: Pfarrer Jörg Stähler wird in den Ruhestand verabschiedet


An die Olympischen Spiele 1972 in München erinnern sich gewiss viele Menschen. Jörg Stähler war dabei, und für ihn war das Sportereignis tatsächlich entscheidend für sein weiteres Leben. Der 65-jährige evangelische Pfarrer von Holzhausen und Herzhausen, der zum 1. Februar in den Ruhestand tritt, spricht von einer „Initialzündung“.

Stähler gehörte als 16-Jähriger dem Leichtathletik-C-Kader der deutschen Mannschaft an, gleichaltrig mit der Hochsprung-Goldmedaillengewinnerin Ulrike Meyfarth. „Olympia war das das prägende Ereignis meiner Jugend und hat mein Interesse an interkulturellem Austausch und globalen Themen entfacht“, sagt er rückblickend. Die Atmosphäre sei „absolut überwältigend“ gewesen, „wie beim Kirchentag, nur eben international“, erinnert sich der Theologe. Auch der Terroranschlag der PLO ist für ihn unvergesslich und prägend gewesen: „Plötzlich stand die Zeit still, alles stand still.“ Umso wichtiger sollte es in Zukunft für Stähler sein, sich für den Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einzusetzen.

Zeit zum Packen: Jörg Stähler, Pfarrer von Holzhausen und Herzhausen, wird am Samstag von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Zeit zum Packen: Jörg Stähler, Pfarrer von Holzhausen und Herzhausen, wird am Samstag von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

Eine sportliche Karriere eröffnete sich ihm allerdings nicht: „Dabeisein ist alles, das ist doch ein tolles Motto“, schmunzelt er. Selbst im Pfarrhaus aufgewachsen und in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit engagiert, studierte er Theologie und konnte 1983/84 beim Weltkirchenrat in Genf sein Spezialvikariat absolvieren: „Ein echter Glücksfall, zumal ich als Altsprachler kaum Englisch und Französisch mitbrachte“, sagt Stähler. Ein Glücksfall auch in anderer Hinsicht: „Seitdem gibt es auf allen Kontinenten der Erde Menschen, mit denen ich verbunden bin und die an mich denken“, sagt er dankbar. 1983 trat in Gestalt seiner Frau Katharina Stähler der nächste Glückfall in sein Leben; 1985 heirateten die beiden: Mit der Schweizer Pfarrerin aus „einer international aufgestellten Familie“, die heute mit je einer halben Stelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Wallau/Weifenbach und als Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach tätig ist, verbrachte er sechs Jahre in Nigeria als Mitarbeiter der Evangelischen Mission in Solidarität (EMA) und Mission 21. Dort leitete Stähler von 1990 bis 1996 in der Church of the Brethren ein zweisprachiges kirchliches Fernstudienprogramm mit rund 1500 Studierenden, nachdem er zuvor fünf Jahre Gemeindepfarrer in Butzbach-Ostheim sowie Berufschullehrer in Butzbach war. „Neues hat mich mein Leben lang gereizt und fasziniert“, resümiert der Theologe und zitiert Hermann Hesses „Stufen“-Gedicht: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…“.

1997 kehrten die Stählers nach Deutschland zurück; Jörg Stähler übernahm bis 2001 eine der Pfarrstellen in Biedenkopf, wechselte dann 2002 im „Doppelpack“ mit seiner Frau in die benachbarte Gemeinde Wallau/Weifenbach, bis er 2012 eine Stelle beim Dekanat Biedenkopf und für die Vereinte Evangelische Mission in Wuppertal als Ökumenebeauftragter und Studienleiter für internationale Schulpartnerschaften übernahm und damit auch für die Tansaniapartnerschaften des Dekanats zuständig war. Seine letzten Berufsjahre habe er dann noch einmal im Gemeindedienst verbringen wollen, erklärt Stähler: 2018 wurde er Gemeindepfarrer in Holzhausen am Hünstein und Herzhausen.

„Wir sitzen alle in einem Boot, das zeigt nicht nur Corona, sondern beispielsweise auch der Klimawandel“, betont der Pfarrer. „Wir können nicht nur das Glück unterm eigenen Kirchturm suchen, sondern müssen auch nach der Armut in der Welt und auch in unserem eigentlich so reichen Land schauen!“, findet er und möchte das auch seinen Konfirmanden vermitteln, mit denen er zum Beispiel Projekte wie „Kochen – einfach, lecker und fair“ und einen Besuch im Weltladen Gladenbach umgesetzt hat.

Wie soll es jetzt weitergehen für den Zeit seines Lebens so umtriebigen und engagierten Pfarrer nach dem 31. Januar? Stähler plant ein Sabbatjahr und will seine Prioritäten sortieren und neu bestimmen: „Ich habe sehr gerne in diesem Beruf gearbeitet, aber oft das Gefühl gehabt, nie fertig werden zu können“, sagt er nachdenklich. Dementsprechend will er es nun ruhiger angehen lassen, etwas Kreatives machen, das Hobby Fotografieren intensiver angehen, vielleicht wieder mit einer Band Musik machen. Besonders freut er sich, Zeit und Energie für Familie, Kinder und Enkelkinder sowie Freunde und anderes zu haben.

Im Ruhestand will Pfarrer Jörg Stähler vielleicht auch wieder in einer Band spielen. 1976 trat er als 20-Jähriger mit „Resurrection“ aus Waldgirmes beim Ostertreffen der Evangelischen Jugend in der evangelischen Kirche in Holzhausen a.H. auf, in der er nun am Samstag in den Ruhestand verabschiedet wird. (Foto: privat)

Im Ruhestand will Pfarrer Jörg Stähler vielleicht auch wieder in einer Band spielen. Erkennen Sie ihn auf diesem Foto? 1976 trat er als 20-Jähriger mit „Resurrection“ aus Waldgirmes beim Ostertreffen der Evangelischen Jugend in der evangelischen Kirche in Holzhausen a.H. auf, in der er nun am Samstag in den Ruhestand verabschiedet wird.
Übrigens ist noch ein schon in den Ruhestand verabschiedeter Pfarrer aus dem Dekanat bei „Resurrection“ mit dabei - jemand, der lange Jahre auch gemeindeübergreifend in Erscheinung trat.
Wenn Sie beide richtig erkennen, schreiben Sie an Info@Dekanat-BiG.de und gewinnen Sie ein gutes Fläschchen Wein ;-).

Hier kommt die Auflösung! Jörg Stähler ist oben der dritte von lins, das haben nur wenige erkannt. Schon deutlich häufiger richtig: Gerhard Failing, der frühere Biedenkopfer Dekan, ist vorne links zu sehen. Beides richtig zugeordnet gab's nur einmal: Der Wein geht nach Bottenhorn. Herzlichen Glückwunsch, zum Wohl und danke fürs Mitraten!

(Foto: privat)

Auf die Zeit in seinen Kirchengemeinden blickt der künftige Ruheständler ebenso gerne zurück wie auf seine internationalen Aktivitäten – und er hat aus beidem Erkenntnisse gewonnen, die ihm wichtig sind: „Kirche muss für mich einladend sein und weltoffen, eine Beteiligungskirche“, findet er und unterstreicht auch die Bedeutung des Zusammenarbeitens mit anderen Konfessionen und Religionen. Dabei dürfe man sich selbst nicht zu wichtig nehmen, nennt Stähler als weitere Erkenntnis, und das mündet in Dankbarkeit: „Man bekommt so viel Positives zurück sowohl auf der Ebene der Gemeinde wie auch auf der Ebene der lokalen und internationalen Ökumene.“

Die Kirchengemeinden Holzhausen a.H. und Herzhausen indes sieht er gut gerüstet für die Zeit der Vakanz, durch die Pfarrerin Christina Ronzheimer die Gemeinde begleiten wird. Gottesdienste und die sogenannten Kasualien wie Beerdigungen, Trauungen und Taufen übernehmen die Kolleginnen und Kollegen aus dem Dekanat. „Und vor allem haben wir zwei neue Kirchenvorstände, die frischen Wind ins Gemeindeleben und in den Nachbarschaftsraum Dautphetal mitbringen“, äußert sich Stähler zuversichtlich: „Da ist viel positive Energie zu spüren.“ Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…

Pfarrer Jörg Stähler wird im Gottesdienst am Samstag (29. Januar) um 15 Uhr von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer in der Auferstehungskirche in Holzhausen am Hünstein in den Ruhestand verabschiedet. Anmelden dafür kann man sich allerdings nicht mehr, alle verfügbaren Plätze sind bereits vergeben. Der Gottesdienst wird aber aufgezeichnet und kann später auf den Homepages der Kirchengemeinden Holzhausen und Herzhausen und ihrem YouTube-Kanal angesehen werden.(klk/eöa)

Zeit zum Packen: Jörg Stähler, Pfarrer von Holzhausen und Herzhausen, wird am Samstag von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

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