02/07/2024 0 Kommentare
„Großteil seiner Kräfte der Kirche geschenkt“: Jörg Stähler als Pfarrer für Holzhausen a.H. und Herzhausen verabschiedet
„Großteil seiner Kräfte der Kirche geschenkt“: Jörg Stähler als Pfarrer für Holzhausen a.H. und Herzhausen verabschiedet
# Neuigkeiten

„Großteil seiner Kräfte der Kirche geschenkt“: Jörg Stähler als Pfarrer für Holzhausen a.H. und Herzhausen verabschiedet
Dautphetal-Holzhausen. Abschiednehmen ist nie einfach. Das gilt umso mehr, wenn ein Pfarrer sich aus seinen Gemeinden verabschiedet, ohne all die vertrauten Menschen wegen Corona dabeihaben zu können. „Ich vermisse euch!“, rief Pfarrer Jörg Stähler denn auch am Samstagnachmittag in die Videokamera, als er von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Pandemiebedingt konnten nur wenige Dutzend Gemeindemitglieder an der Feier in der Auferstehungskirche in Holzhausen am Hünstein teilnehmen.

Die Kindergartenkinder, die Konfis, Menschen aus den beiden Kirchengemeinden Holzhausen a.H. und Herzhausen und all die unzähligen Weggefährten aus fast 40 Jahren Berufsleben, aus aller Welt – viele wären gewiss unter normalen Bedingungen dabei gewesen beim Festgottesdienst zu Jörg Stählers Ruhestands-Versetzung. Viele von ihnen nehmen trotzdem Anteil, wird doch die Videoaufzeichnung des Gottesdiensts im Internet auf der Seite der Kirchengemeinden und des Dekanats Biedenkopf-Gladenbach zu sehen sein.
Hier können Sie den Film von Stefan Kraft zum Verabschiedungs-Gottesdienst ansehen:
„Und eigentlich sind ja doch alle da“, überraschte die Holzhausener Kirchenvorstands-Vorsitzende Dorothee Schmidt am Ende des Gottesdiensts die Anwesenden mit vorab produzierten kurzen Videos aus den beiden Gemeinden: Unter anderen die Kindergottesdienste, der CVJM, die Mädchen- und die Jungenjungschar sowie der Gemischte Chor wünschten darin dem scheidenden Pfarrer mit teils emotionalen Worten alles Gute für seinen Ruhestand.

Auf rund 200 000 digitale Hinterlassenschaften, etwa 400 Gottesdienste und circa 100 Beerdigungen belaufe sich in Zahlen ausgedrückt die Bilanz der Arbeit von Jörg Stähler in Holzhausen a.H. und Herzhausen, hatte Dorothee Schmidt zusammengerechnet. Doch er habe die Gemeinden auch integriert im evangelischen Nachbarschaftsraum Dautphetal und sie mitgenommen in die globale Sicht, ohne die regional bedeutsamen Aspekte deshalb hintan zu stellen, sagte Schmidt.

„Sie haben einen großen Teil Ihrer Kräfte der Kirche geschenkt“, bedankte sich Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer, bevor sie Jörg Stähler namens der Kirchenleitung die Urkunde mit der Entpflichtung und Ruhestandsversetzung überreichte. „So ein Abschied macht frei, aber er tut auch weh“, diagnostizierte sie rückblickend auf die fast 40 Jahre, in denen Stähler in vielfältiger Weise das Wort Gottes in die Welt und zu den Menschen getragen habe: „Es ist schön und stärkend, in der Nachfolge Jesu zu leben!“ Diese Nachfolge sei sozusagen Familiengeschichte, stamme Jörg Stähler doch aus einer Pfarrersfamilie. Stählers Vater und der Großvater als Prediger seien bei seiner Ordination dabeigewesen, bei seiner Ruhestandsversetzung setzten nun Ehefrau und Sohn als Pfarrpersonen die Tradition fort, sagte Bertram-Schäfer: „Das Staffelholz wird weitergegeben“, sagte die Pröpstin und spielte damit auf Stählers Teilnahme an den Olympischen Spielen 1972 in München im Leichtathletik-C-Kader der deutschen Mannschaft an, die er hinsichtlich interkultureller Kontakte und globaler Themen als prägend für sein Leben empfindet.

19-mal sei Stähler während seines Berufslebens umgezogen und gut 25 der fast 40 Dienstjahre im Dekanat tätig gewesen, wusste Dekan Andreas Friedrich zu berichten. Der berufliche Werdegang umfasse acht Stationen, unter anderem in Nigeria, und später die Zuständigkeit für die Tansaniapartnerschaften des Dekanats. „Wir sind nicht allein, Kirche sind immer viele – verschieden und doch eins in Christus“, das sei Stählers Prämisse gewesen. Dieser weite Horizont habe ihn ausgezeichnet. Und wer mit ihm zusammengearbeitet habe, konnte bald das Suaheli-Wort „Asante Sana“ für „Danke“ verinnerlichen, das Stähler sehr häufig verwendet habe: „Heute sagen wir Dir ganz laut und von Herzen „Asante Sana!“, dankte Friedrich.

„Was lässt uns leuchten und was strahlen wir als Kirche aus?“, machte Jörg Stähler zum Inhalt seiner Abschieds-Predigt und erinnerte an viele schöne Momente in den vergangenen vier Jahren, die leuchteten: Gottesdienste aller Art, Jubiläen, die Arbeit mit Senioren und Frauen und in der Allianz und vieles mehr. Ebenso dankbar sei er für seine Kirchenvorstände – und es sei ein bisschen schade, dass er nun aufhöre, wo doch soviel neue Energie spürbar werde. „Jesus selbst ist das Licht der Welt“, machte Stähler bewusst und sprach von der Herrlichkeit des Herrn, von seinem Glanz und dem Strahlen. Jesus habe aber auch gesagt: „Ihr seid das Licht der Welt!“ und diesen Auftrag grenzüberschreitend an alle Menschen gerichtet. Jesus grenze niemanden aus und sehe alle Menschen als Geschöpfe Gottes, die sich für mehr Gerechtigkeit einsetzen und die Maxime „Glauben, Hoffen, Lieben“ leben sollten, sagte der scheidende Pfarrer, bevor ihn die Pröpstin entpflichtete und ihm den Segen zusprach. Das taten auch Stählers Ehefrau Katharina Stähler, der Sohn Paul Wieczorek-Stähler und Dekan Andreas Friedrich.

Für die musikalische Begleitung des Gottesdienstes sorgten an der Orgel Joy Mutschler sowie der CVJM-Posaunenchor Herzhausen und Holzhausen. Jörg Stähler selbst griff zur Gitarre, um gemeinsam mit Anette Kassing (Klarinette), Wolfgang Kuhl (Bass) und Maya Malu (Gesang) das Gemeindelied „Ich sage Ja zu dem, der mich erschuf“ zu begleiten.

Im Anschluss an die Feier war vor der Kirche ein kleiner Empfang geplant, bei dem gasgefüllte Luftballons mit guten Wünschen in den Himmel entlassen werden sollten, was Regen und kräftiger Wind aber verhinderten.

Kommentare