Herzerwärmende Gastfreundschaft in Tansania: Partnerschafts-Delegation des Dekanats kehrt mit vielen Eindrücken zurück

Herzerwärmende Gastfreundschaft in Tansania: Partnerschafts-Delegation des Dekanats kehrt mit vielen Eindrücken zurück

Herzerwärmende Gastfreundschaft in Tansania: Partnerschafts-Delegation des Dekanats kehrt mit vielen Eindrücken zurück

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Herzerwärmende Gastfreundschaft in Tansania: Partnerschafts-Delegation des Dekanats kehrt mit vielen Eindrücken zurück

Herzlich empfangen worden ist die achtköpfige Delegation des Evangelischen Dekanats Biedenkopf-Gladenbach in ihren tansanischen Partnerdistrikten und Institutionen. Das berichtet Ökumenereferentin Marion Schmidt-Biber nach der Rückkehr der Gruppe am Donnerstagabend (25. Juli).

Nähwerkstatt der Frauengruppe (Foto: Marion Schmidt-Biber)





Nähwerkstatt der Frauengruppe (Foto: Marion Schmidt-Biber)

Anfang Juli war die Delegation unter Leitung der Stellvertretenden Dekanin Christina Ronzheimer und Ökumenereferentin Marion Schmidt-Biber zu der 16-tägigen Reise in die Karagwe-Diözese im Nordwesten Tansanias aufgebrochen, wo sie neben dem Kituntu- und Ngara-Distrikt auch das Diakonissenzentrum Nkwenda besuchte. Außerdem waren die beiden Lehrerinnen der Gesamtschule Battenberg Franziska Muth und Isabell Reese in der Partnerschule Tegemeo zu Gast. Dort standen neben der Teilnahme am Unterricht auch Besuche bei Lehrerinnen und Lehrern und die Teilnahme an einem Schulausflug nach Bukoba auf dem Programm.

Untergebracht in Gastfamilien konnten die weiteren Delegationsmitglieder eine Ahnung von deren Alltag in Tansania bekommen. Besonders die Wasserversorgung stellt dabei eine große Herausforderung dar. Nur wenige Familien verfügen über einen eigenen Regenwassertank oder gar einen Brunnen in der Nähe. Der überwiegende Teil der Bevölkerung muss weite Wege in Kauf nehmen, um in dem sehr bergigen Gebiet Wasser zu holen, berichtet Marion Schmidt-Biber. Neben der täglichen Herausforderung des Wasserholens steht die Arbeit in der eigenen „Shamba“. Nahezu jede Familie bearbeitet ein Stück Land, auf dem Bananen, Gemüse und Obst für die Selbstversorgung angebaut werden.

Maisernte (Foto: Marion Schmidt-Biber)

Daneben leben viele Familien vom Kaffeeanbau. Überall sah man Planen, auf denen die von Hand geernteten Kaffeekirschen getrocknet wurden. Im Gespräch mit den Bauern erfuhren die Besucherinnen, dass für die Kaffeeblüte nun dringend Regen benötigt wird, der jedoch in dieser Region bisher ausgeblieben ist. Einen Einblick in die Arbeit der Bauern bekam die Delegation beim Maisernten und Herauslösen der Maiskörner (siehe Foto).

„Man hat schon vieles gehört, gesehen oder gelesen“, beschreibt Stefan Traute aus Allendorf/Eder seine Eindrücke: „Aber was es heißt, fünf Stunden über eine unbefestigte Straße zu fahren oder hunderte von Menschen am einzigen Brunnen weit und breit in langen Reihen anstehen zu sehen, muss man selbst erlebt haben. Das kann man sich nicht vorstellen.“

Besuch in einer Kirchengemeinde (von links nach rechts): Uzima Tirumanywa (Distriktpfarrer Kituntu-Distrikt); Judith Düringer, Gönnern; Janice Bastian, EjuBig; Pfarrerin Elice Paschal, Marion Schmidt-Biber, Ökumenereferentin; Christina Ronzheimer, Stellvertretende Dekanin; Stefan Traute, Allendorf/Eder; Stefan Franke, Eckelshausen. (Foto: Marion Schmidt-Biber)

Besuch in einer Kirchengemeinde (von links nach rechts):  Uzima Tirumanywa (Distriktpfarrer Kituntu-Distrikt); Judith Düringer, Gönnern; Janice Bastian, EjuBig; Pfarrerin Elice Paschal, Marion Schmidt-Biber, Ökumenereferentin; Christina Ronzheimer, Stellvertretende Dekanin; Stefan Traute, Allendorf/Eder; Stefan Franke, Eckelshausen.  (Foto: Marion Schmidt-Biber)

Als ebenso eindrucksvoll wie der Alltag der Familien empfand die Delegation die Besuche in vielen Gemeinden, in denen sie Musik und Gesang begrüßt wurden. „Neben Gottesdiensten, Konfirmandenunterricht und Kindergottesdiensten ist die kirchenmusikalische Arbeit ein Schwerpunkt der Gemeindearbeit“, erläutert die Ökumenereferentin des Dekanats: „In vielen Gemeinden gibt es nicht nur einen, sondern mehrere Chöre.“ Auch die Frauenarbeit stelle einen Schwerpunkt dar. Dabei geh es um diakonische Arbeit, Bildungsveranstaltungen und Projekte, die zur Einkommenssicherung beitragen. Auch von den vielen Mikrokredit-Gruppen der beiden Distrikte zeigte sich die Delegation begeistert. Dabei zahlt jedes Mitglied einen Beitrag und kann im Bedarfsfall einen Kredit beantragen, über den in den monatlichen Gruppentreffen entschieden wird.

Schulkinder der Tegemeoschool: vorne Janice Bastian, ejuBIG, hinten (von links nach rechts): Uzima Tirumanywa (Distriktpfarrer Kituntu-Distrikt), Imani Josiah (Schulleiter Tegemeo-School), Isabelle Reese, Christina Ronzheimer, Stefan Franke, Marion Schmidt-Biber, Franziska Muth, Stefan Traute, Sister Florence Gatege (Nkwenda-Diakonissenzentrum). (Foto: Marion Schmidt-Biber)


Schulkinder der Tegemeoschool: vorne Janice Bastian, ejuBIG,  hinten (von links nach rechts): Uzima Tirumanywa (Distriktpfarrer Kituntu-Distrikt), Imani Josiah (Schulleiter Tegemeo-School), Isabelle Reese, Christina Ronzheimer, Stefan Franke, Marion Schmidt-Biber, Franziska Muth, Stefan Traute, Sister Florence Gatege (Nkwenda-Diakonissenzentrum). (Foto: Marion Schmidt-Biber)

Gottesdienste und Seelsorge, aber auch diakonisches Handeln und Alltagshilfe lassen die Gemeinden in den Partnerdistrikten wachsen und neue Gemeinden entstehen. An vielen Orten werden Kirchen erweitert oder neue Kirchen errichtet. Das Gemeindeleben ist lebendig und viele Menschen identifizieren sich mit ihrer Gemeinde. Das zeigt sich auch an der Anzahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Alle Generationen kommen zusammen und mit viel Musik und Tanz werden Gottesdienste gefeiert. „Man spürt, dass sich die Menschen freuen, zusammen zu kommen, zu singen und beten“, fasst die stellvertretende Dekanin Christina Ronzheimer ihre Eindrücke zusammen. Einmalig war für sie sicherlich, in einem besonderen Gottesdienst acht Kinder taufen zu können.

Eine weitere Gottesdiensterfahrung für die Gruppe war sicherlich auch die Kollektenpraxis. Oftmals gibt es mehrere Kollekten, bei denen die Gemeindemitglieder unter Gesang ihren Beitrag zu den aufgestellten Körben bringen. Dabei werden nicht nur Geldbeträge eingelegt, sondern auch Kollekten in Form von Naturalien gebracht. Im Anschluss werden diese Kollektengaben versteigert. Viel Spaß hatten die Gastgeber, als Janice Bastian, eine Vertreterin der Evangelischen Jugend aus Weidenhausen, einen Hahn ersteigerte.

Janice Bastian mit ersteigertem Hahn und Christina Ronzheimer. (Foto: Marion Schmidt-Biber)







Janice Bastian mit ersteigertem Hahn und Christina Ronzheimer. (Foto: Marion Schmidt-Biber)

Neben all den positiven und beeindruckenden Eindrücken ergaben sich für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber auch zahlreiche Fragen. Neben der bereits beschriebenen Wasserproblematik fiel der Gruppe der Umgang mit Müll auf. Da es keine Abfallbeseitigung gibt, sieht man überall leere Plastikflaschen herumliegen. Selbst wenn diese gesammelt werden, werden sie verbrannt. Nachdenklich stimmt auch das Thema Bildung. Staatliche Schulen sind in der Regel schlecht ausgestattet, so dass Klassen mit 80 Schülerinnen und Schülern keine Seltenheit sind. Viele Familien versuchen daher, die Kinder in eine der zahlreichen Privatschulen zu schicken. Eine gute Schulbildung hängt dabei stark vom Einkommen der Eltern ab. Ein weiteres Problem sind fehlende Arbeitsmöglichkeiten für viele gut ausgebildete junge Menschen.

Erfolgversprechend ist das „Karuco-College“. Dort werden junge Menschen im ökologischen Landbau und der Tierhaltung ausgebildet und so Perspektiven für deren Zukunft eröffnet.

Bei allen Herausforderungen und Punkten, die nachdenklich stimmen, bleibt doch bei den Mitgliedern der Reisegruppe ein Gefühl der Begeisterung und Dankbarkeit. „Trotz aller Herausforderungen habe ich viele Menschen mit einer sehr positiven Lebenseinstellung erlebt,“ fasst Franziska Muth ihre Erlebnisse zusammen. Für Judith Düringer bleibt die Herzlichkeit, mit der die Gruppe empfangen wurde, in besonderer Erinnerung. „Die Menschen haben ihre Betten für uns geräumt, haben für uns gesorgt, für uns gekocht und ein Stückchen Leben mit uns geteilt, das war ein Segen.“

 Dies wurde auch in den Auswertungsgesprächen der Reise mehrfach betont. Die Partnerschaft zwischen dem Dekanat Biedenkopf-Gladenbach und den Distrikten Kituntu und Ngara, dem Diakonissenzentrum Nkwenda und die Schulpartnerschaft der Gesamtschule Battenberg und der Tegemeoschool lebt von den Begegnungen und Beziehungen zwischen Menschen. „Da, wo Menschen sich begegnen, sich von ihrem Leben erzählen und gegenseitig Anteil nehmen, bekommen komplexe Fragen Gesichter“, fasst Ökumenereferentin Marion Schmidt-Biber zusammen. Sich auf der Grundlage des gemeinsamen Glaubens über Länder-, über Sprach- und kulturelle Grenzen verbunden zu wissen, ist ein großes Geschenk, sind sich die Mitglieder der Delegation einig.

Voll gepackt mit Eindrücken, Erlebnissen und Begegnungen kehrten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich vor der Reise nicht kannten, am vergangenen Donnerstag wohlbehalten in die Heimat zurück. Dabei waren sich alle einig, dass die Stimmung in der Gruppe und die Herzlichkeit, mit der sie überall empfangen wurden, von bleibender Erinnerung sein werden. 

Partnerschaftsgottesdienst mit Bischof: Pfarrerinnen und Pfarrer des Kituntu-Distrikts und (Bildmitte) Bischof Benson Bagonza samt der Reisegruppe aus dem Dekanat BiG. (Foto: Marion Schmidt-Biber)

  Partnerschaftsgottesdienst mit Bischof:  Pfarrerinnen und Pfarrer des Kituntu-Distrikts und (Bildmitte) Bischof Benson Bagonza samt der Reisegruppe aus dem Dekanat BiG. (Foto: Marion Schmidt-Biber)

Hintergrund:

Die beiden Altdekanate Biedenkopf und Gladenbach pflegen bereits seit 1991 Kontakte nach Tansania. Das ehemalige Dekanat Biedenkopf seit 1991 in den Kituntu-Distrikt, das ehemalige Dekanat Gladenbach seit 1994 in den Ngara-Distrikt und das Diakonissenzentrum Nkwenda. Seit 2014 unterhält die Gesamtschule Battenberg eine Partnerschaft zur Tegemeo-English-Medium-Primary-School. Alle Einrichtungen gehören zur Karagwe-Diözese, der Ev. Lutherischen Kirche Tansanias. Die Karagwe-Diözese liegt im Nordwesten Tansanias zwischen Viktoriasee und den Grenzen zu Ruanda, Burundi und Uganda. Landschaftlich ist das Gebiet sehr eindrucksvoll. Viele Orte liegen auf einer Höhe von 1200 bis 1500 Metern Höhe.  Die Gegend ist ländlich geprägt und der überwiegende Anteil der Menschen lebt von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Neben verschiedenen Sorten von Bananen (Grundnahrungsmittel) wachsen Kaffee, Mais, exotische Früchte und viele Gemüsesorten.

(Text und Fotos: Marion Schmidt-Biber)

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