"Nun sind fünf Jahre daraus geworden..." - Abschieds-Interview mit Pfarrer Henning Briesemeister

"Nun sind fünf Jahre daraus geworden..." - Abschieds-Interview mit Pfarrer Henning Briesemeister

"Nun sind fünf Jahre daraus geworden..." - Abschieds-Interview mit Pfarrer Henning Briesemeister

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"Nun sind fünf Jahre daraus geworden..." - Abschieds-Interview mit Pfarrer Henning Briesemeister


Pfarrer Henning Briesemeister wird am Sonntag (30. Juni) um 10.30 Uhr in der evangelischen Kirche Oberdieten im Rahmen eines Kirchspielgottesdiensts verabschiedet. Er war seit 2019 per Dienstauftrag im Ruhestand Nachfolger von Pfarrerin Petra Dobrzinski in der Kirchengemeinde, seit September 2021 im Nachbarschaftsraum Breidenbacher Grund.

Foto: Klaus Kordesch /eöa

Im Interview verrät er, was er eigentlich im Vorruhestand vorhatte, was daraus geworden ist und was nun im "zweiten Ruhestand" geplant ist...

Pfarrer Briesemeister vor der Oberdietener Kirche, seinem Wirkungsort in den vergangenen fünf Jahren. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)

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Herr Briesemeister, am Sonntag werden Sie in Oberdieten aus dem Evangelischen Nachbarschaftsraum Breidenbacher Grund verabschiedet. Freuen Sie sich auf die Zeit danach oder würden Sie gerne weitermachen?
Es war wirklich eine gute Zeit in der Kirchengemeinde Oberdieten und im Breidenbacher Grund - aber jetzt ist es auch gut. Mit 67 Jahren stellt sich schon mal das eine oder andere Zipperlein ein...

Ich frage deshalb, weil Sie ja 2015 schon mal in den Vorruhestand verabschiedet wurden. Dann haben Sie 2019 zunächst in der vakanten Gemeinde Oberdieten ausgeholfen, bevor Sie 2020 nochmal mit einer halben Stelle als Pfarrer dort eingestiegen sind. Wie kam es dazu?
Nach dem Beginn des Vorruhestands hat es mich ins Hinterland verschlagen. Ich hatte dann bereits hier und da Vertretungsgottesdienste übernommen und registriert, dass in der benachbarten Kirchengemeinde Oberdieten die Pfarrstelle vakant wurde. Durch Gespräche mit dem Dekan Andreas Friedrich und dem damaligen KV-Vorsitzenden Heinz Dilling ergab sich das Weitere. Meine Vorstellung war eigentlich ein Mini-Job für ein, zwei Jahre, um die Gemeinde durch die Vakanz zu begleiten. Nun sind eine halbe Stelle und fünf Jahre daraus geworden.

Foto: Klaus Kordesch /eöa

Viele Pfarrer und Pfarrerinnen klagen – meist nicht zu Unrecht – über die vielfältigen Belastungen wie Verwaltungsaufgaben und Personalverantwortung, die der Gemeindedienst neben der Seelsorge mit sich bringt. Ist Pfarrersein für Sie der Traumjob, der Sie das aushalten lässt?
Ich bin immer gern Gemeinde-Pastor gewesen; ich hatte aber auch in dieser Zeit der letzten fünf Jahre das Privileg, nicht alles machen zu müssen, was normalerweise zum Pfarrdienst gehört, zum Beispiel Konfirmanden- oder Schulunterricht, eventuell Vorsitz im Kirchenvorstand.

Wollten Sie als Kind schon Pfarrer werden? Oder was sonst? Wann und wieso haben Sie sich für diese Laufbahn entschieden?
Wahrscheinlich wäre ich Lehrer geworden... aber die missionarische Jugendarbeit einer außergewöhnlichen Gemeinde im Ruhrgebiet hat mich auf diese Spur gebracht.

Sind Sie mit besonderen Erwartungen oder Zielen in diese „Verlängerung“ gestartet? Haben Sie die (evtl. gemeinsam mit dem Kirchenvorstand) erreichen können? In diese Zeit fallen ja auch die Corona-Jahre mit all ihren Einschränkungen…
Erst einmal wollte ich lediglich einer Gemeinde durch die Vakanz-Zeit helfen. Dann hat es aber auch bei der "Chemie" gut gestimmt - und wir haben aus meiner Sicht selbst die schwierige Corona-Zeit auf gute Weise bewältigen können.

Foto: Klaus Kordesch /eöa

Was schätzen Sie besonders an der Kirchengemeinde Oberdieten, Niederdieten und Achenbach? Was werden Sie vermissen, wenn Sie zurückdenken an die Arbeit in den vergangenen Jahren?
Es sind natürlich viele Gesichter und Begegnungen, die ich vermissen werde. Das Leitbild der Kirchengemeinde Oberdieten steht unter dem Motto: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung" (Zitat von Martin Buber). Darüber hinaus hat es Freude gemacht, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Als im Zuge der Kirchenvorstandswahl 2021 der sieben von acht Mitgliedern des alten KVs aufgehört haben, ist mir zunächst das Herz in die Hose gerutscht. Ich bin sehr dankbar, dass wir nach dem Reduzieren auf sechs Mitglieder dann fünf neue gefunden haben.

Und was passiert Tolles im NaRa Breidenbacher Grund?
Na, so toll ist die bevorstehende Umstrukturierung von Gemeinden nicht (grins) – aber eben den Notwendigkeiten geschuldet. Abgesehen davon haben wir uns im Verkündigungsteam des NaRa auf gute Weise zusammengerauft und viele Weichenstellungen geschafft, etwa bei der gemeindepädagogischen Arbeit, beim gemeinsamen Gemeindebüro, bei gemeinsamen Gottesdiensten und anderem mehr.
Nachdem in der Corona-Zeit der gemischte Chor eingegangen ist, sind tolle neue Chorprojekte entstanden: Das Männeroktett Plus in Oberdieten, der Jugendchor „just sing together“ unter der Leitung von Christian Stark und der offene Chor „Sing mit“ mit Unterstützung der Dekanatskirchenmusikerin Rut Hilgenberg.

Das Leben ist ja nicht immer eitel Sonnenschein. Gibt es auch etwas Negatives in der Rückschau?
Dass in den Coronajahren so viele Taufen und Trauungen weggebrochen sind, habe ich sehr bedauert. Aber wir haben Präsenzgottesdienste gefeiert, solange es ging, und dann Audioandachten auf Stick über die Gemeindebriefausträger an Interessierte ausgeliefert und „Mutmachende Gedanken“ auf Papier an alle verteilt. Und positiv daran ist wiederum, dass wir bei alledem immer einen Konsens gefunden haben im Kirchenvorstand.

Sie sind schon seit 2015 viel mit dem Rad im Hinterland unterwegs. Gibt es noch andere Hobbys, für die Sie jetzt wieder mehr Zeit finden?
Meine Frau und ich sind derzeit sehr gern für die vier Enkelkinder da. Außerdem fotografiere ich gerne, vor allem auf Reisen. Das Reisen kann man auch als Hobby bezeichnen. Unser Traum sind die kanadischen Rockies. Und schließlich mag ich modernes geistliches Liedgut, zum Beispiel Gospelmusik, sehr gerne.

Welche Musik läuft im Autoradio und welches Buch liegt derzeit auf dem Nachtschränkchen?
Meistens höre ich Musik aus dem Rock und Popbereich über Spotify. Da ich dann die Muße dazu habe, lese ich eigentlich nur noch im Urlaub; dann vor allem skandinavische Krimis.

Wo war der letzte Urlaub und wo geht´s als nächstes hin?
Da gibt es keine lange Bucketlist... Als nächstes geht´s für eine Woche ins Elsass. Zuletzt haben wir einen Kurzurlaub an der Mosel gemacht und waren am Wilden Kaiser in Tirol.

Wie geht es weiter für die Kirchengemeinde Oberdieten?
In Zukunft werden sich Pfarrerin Deborah Kehr und Pfarrerin Tatjana Frenzel die Dienste dort teilen. Deborah Kehr ist für Ober- und Niederdieten zuständig, Tatjana Frenzel für Achenbach.  

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute!

 

Das Interview mit Pfarrer Henning Briesemeister führte Klaus Kordesch, der Öffentlichkeitsreferent des Evangelischen Dekanats Biedenkopf-Gladenbach.

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