21/09/2024 0 Kommentare
Protestantisches Leben in Hamburg: Hauptamtliche aus dem Dekanat BiG bilden sich weiter
Protestantisches Leben in Hamburg: Hauptamtliche aus dem Dekanat BiG bilden sich weiter
# DigitalesDekanat - Gemeinsam im Dekanat
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Protestantisches Leben in Hamburg: Hauptamtliche aus dem Dekanat BiG bilden sich weiter
Wie sehen Gemeindeleben und Glaube in evangelischen Kirchengemeinden und Initiativen einer weltoffenen Großstadt aus – und funktionieren die Konzepte dahinter vielleicht auch in den ländlichen Gemeinden im Hinterland? Das wollten 20 Hauptamtliche aus dem Evangelischen Dekanat Biedenkopf-Gladenbach im Rahmen einer selbstorganisierten Fortbildung in Hamburg ergründen.
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Im „Michel“, dessen Turm das Wahrzeichen der Hansestadt ist, brachte Pfarrer Dr. Stefan Holtmann den Besuchern die architektonischen und theologischen Aussagen der beeindruckenden Barockkirche näher. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Die fast ausschließlich aus Pfarrerinnen und Pfarrern beziehungsweise Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen bestehende Gruppe besuchte zu diesem Zweck von Montag bis Donnerstag vor allem kleine Kirchengemeinden und Projekte in der Hansestadt, die mit innovativen Ideen oft gezielt bestimmte Zielgruppen ansprechen wollen oder „Nischen“ in der Glaubenswelt besetzen. Mitunter erzielen sie damit einen hohen Bekanntheitsgrad wie die Seeschiffer-Gemeinden aus den Skandinavischen Ländern, die unter anderem gemeinsam einen Adventsbasar ausrichten, der bis zu 40 000 Besucher anzieht. Die Dekanatsgruppe besuchte nacheinander die schwedische, die dänische und die finnische Gemeinde, um sich deren Gebäude zeigen zu lassen und mit Gemeindevertreterinnen über den Glaubensalltag zu sprechen.
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Im Schokoladenmuseum „Chocoversum“ entdeckte die Dekanatsgruppe nicht nur süße Mitbringsel, sondern auch einen lustigen Fotopoint. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Überaus anregend war auch die Diskussion mit Susanne Niemeyer und Matthias Lemme von der „Wohnzimmerkirche“ in Ottensen. Mit einer kleinen Gruppe gestalten sie einige Male im Jahr einen Bereich ihrer Kirche wohnlich um, um niedrigschwellig Gottesdienst mit Menschen zu feiern, die der „normale“ Sonntagsgottesdienst nicht mehr anspricht. Anstelle der Liturgie, die immer weniger Menschen bekannt ist, gibt es moderne Lieder und Gebete im Wechsel mit Gesprächseinheiten und anderen interaktiven Elementen. Im Gespräch ging es denn auch vor allem darum, welche Art von Gottesdienst die Menschen erreichen kann, was von den konventionellen Feiern verzichtbar sein könnte und ob dieses oder ähnliche Modelle auch auf andere Gemeinden übertragbar wären.
Ein ganz besonderes Gemeindeleben pflegt die Evangelisch-lutherische Flussschifferkirchen-Gemeinde, in der die Gruppe auch eine Andacht feierte. Schon ursprünglich zur Seelsorge für die Binnenschiffer gegründet, fahren die Ehrenamtlichen auch heute noch mehrmals in der Woche mit einer Barkasse zu den Schiffen im Hafen, um ein kleines Gastgeschenk ihrer Gemeinde abzugeben und als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen, erläuterte Diakon Mark Möller. Getragen werde die Arbeit von einem Förderverein, der jährlich 100 000 Euro aufbringen müsse – perspektivisch eher mehr, da eine weitere Stelle eingerichtet werden solle. Die Besucher des 26 Meter langen Schiffs, das im Saal etwa 100 Besuchern Platz bietet, seien neben Gemeindegliedern und Touristen auch Fans der „Pfefferkörner“ oder Jan Fedders, mit denen an Bord gedreht worden sei.
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Wichtiger Programmpunkt der Fortbildung in Hamburg war der Besuch bei Reverend Brighton Katabaro in der Missionsakademie Hamburg. Katabaro ist vielen aus der Tansania-Partnerschaftsarbeit im Dekanat Biedenkopf-Gladenbach bekannt. (Foto: Klaus Kordesch /eöa)
Im „Michel“, eine der Hauptkirchen und das Wahrzeichen Hamburgs, spiele der Tourismus naturgemäß die Hauptrolle im Alltag, berichtete Pfarrer Dr. Stefan Holtmann den Besuchern, die zuvor an der Mittagsandacht teilgenommen und die große Barockkirche erklärt bekommen hatten. Um den Besichtigungs- und Tagungsbetrieb im Gemeindezentrum kümmerten sich eigene Geschäftsbereiche, die vom Gemeindeleben weitestgehend abgekoppelt seien, sagte Holtmann. Anschließend waren die Dekanatsmitarbeiter in der Missionsakademie Hamburg zu Gast, wo sie den vielen durch die Tansania-Partnerschaftsarbeit des Dekanats bekannten Reverend Brighton Katabaro trafen. In der Akademie werden junge Stipendiaten aus vielen Ländern der Welt auf ihren Dienst als Kirchenleitende oder Dozenten an Universitäten vorbereitet, die meisten im Rahmen ihrer Promotion, erläuterte Katabaro, der selbst Agrarökologie unterrichtet und damit theologische Aspekte verbindet.
Viel Erfolg mit seiner Arbeit hat der Verein „Andere Zeiten“, der neben vielen Aktionen und christlichen Publikationen vor allem den Kalender „Der andere Advent“ mit einer Auflage von mittlerweile 680 000 Exemplaren verkauft. Da der Verein nicht gewinnorientiert arbeite, seien die Margen deutlich niedriger angesetzt als bei anderen Verlagen, erfuhren die Gäste bei ihrem Gespräch mit Chefredakteurin Ulrike Berg und Volontärin Nele Best. Mit dem Überschuss fördere der Verein kirchliche Initiativen und Projekte, die von einer unabhängigen Jury ausgewählt würden, erklärte Ulrike Berg. Im Gespräch ging es unter anderem auch um die Frage, wie künftig junge Generationen erreicht werden können, die kaum noch Printprodukte zu nutzen gewöhnt sind.
Außerdem besichtigte die Gruppe im Verlauf ihrer viertägigen Reise unter anderem auch die Elbphilharmonie und deckte sich im Schokoladenmuseum „Chocoversum“ mit süßen Andenken und Mitbringseln ein, bevor sie per Bahn nach einem letzten Fischbrötchen wieder die Rückfahrt antraten. (klk/eöa)
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